Namensänderung – Schinui Schem

Bei der Prozedur einer Aufnahme ins Judentum wählen sich Frauen und Männer einen neuen Vornamen. So wird zum Beispiel aus Christiane, Judith und aus Felix, Elijahu.

2 Min.

Prof. Dr. Yizhak Ahren

gepostet auf 04.04.21

Bei der Prozedur einer Aufnahme ins Judentum wählen sich Frauen und Männer einen neuen Vornamen. So wird zum Beispiel aus einer Christiane eine Judith und aus einem Felix ein Elijahu. Natürlich ist jede Wahl durch die besonderen Umstände determiniert; diese Determination zu erforschen, ist mitunter nicht uninteressant. Durch eine Namensänderung dokumentieren Konvertiten (hebr.: Gerim) den Abschluss einer Metamorphose, für die sie sich freiwillig entschieden haben. Wie Sozialwissenschaftler herausgefunden haben, verweist jede Namensänderung auf eine neue Identität.

Auch Menschen, die jüdische Eltern haben, steht die Möglichkeit einer Namensänderung (hebr.: Schinui Schem) offen. So heisst es im halachischen Kodex von Moses Maimonides: "Zu den Verhaltensweisen der Umkehr gehört, dass der Bußfertige immer mit Tränen und in Innigkeit vor Gott bete, nach seinem Vermögen Wohltaten übe, sich vollkommen von der Sache fernhalte, durch die er sich versündigt hatte, seinen Namen ändere, um damit gewissermaßen zu sagen, ich bin ein Anderer geworden, und ich bin nicht mehr der Mensch, der jene Handlung begangen hatte" (Hilchot Teschuwa, Kap. 2,4). Natürlich wird ein Jude nicht bei jeder Umkehr von einer Sünde gleich seinen Namen ändern. Aber manchmal mag ein solcher drastischer Schritt sehr hilfreich sein und einen Neubeginn markieren.

In unserer Zeit wird eine Namensänderung hauptsächlich im Falle einer schweren Erkrankung praktiziert. Man pflegt den Erkrankten einen weiteren Vornamen zu geben, um ihr Schicksal zum Besseren zu wenden. Diesen Brauch erwähnt Rabbiner Mosche Isserles in seinen Glossen zum "Schulchan Aruch" (Jore Dea, Kap. 335,10). So wird z.B. aus einem Abraham nun ein Raphael Abraham und aus einer Rachel eine Chaja Rachel. Rabbiner Baruch Pinchas Goldberg listet in seinem hebräischen Buch "Pne Baruch" 35 Psalmen auf, die bei der Zeremonie einer Namensänderung zu sprechen sind. Leben die Erkrankten dann mehr als 30 Tage mit ihrem neuen Namen, so bleibt dieser bestehen und soll später sogar auf dem Grabstein verzeichnet werden.

Im "Kizzur Schulchan Aruch" von Rabbiner Schlomo Ganzfried steht eine merkwürdige Vorschrift: "Wer darauf Wert legt, achte darauf, nicht eine Frau zu nehmen, deren Namen gleich dem Namen seiner Mutter ist" (Kap. 145, 8). Diese Vorschrift ist aus dem Testament von Rav Jehuda HaChasid aus Regensburg (1150-1217) übernommen worden. In dieser mittelalterlichen Quelle steht ebenfalls, dass ein Mann nicht eine Frau heiraten soll, deren Vater genauso heißt wie er. Die Frage drängt sich auf, was Rav Jehuda HaChasid zu den erwähnten Verboten angeregt haben mag, die beide nicht im Talmud erwähnt sind. Eine Vermutung, die in der Literatur vorgetragen worden ist, bezieht sich auf die Vorschrift, daß Kinder ihre Eltern aus Ehrfurcht nicht beim Vornamen nennen sollen (siehe Moses Maimonides, Hilchot Mamrim, Kap. 6,3). Aus diesem Grund erscheint es nicht unproblematisch, wenn Mutter und Ehefrau denselben Namen tragen: Wie soll der Mann seine Frau rufen? Und wie soll die Frau ihren Mann ansprechen, der genauso heißt wie ihr Vater? In solchen Fällen verbietet Ehrfurcht vor den Eltern den Gebrauch des Namens des Ehegatten bzw. der Ehefrau.

Was machen Leute, die die Anweisung des frommen Gelehrten aus Regensburg beachten wollen (was nach Ansicht einiger Halachisten nicht erforderlich ist)? Hat die Braut denselben Namen wie die Mutter des Bräutigams, dann führt sie eine Namensänderung durch, und schon kann geheiratet werden. Und wenn der Vater der Braut so heißt wie der Bräutigam, so schafft eine Namensänderung des Bräutigams das Ehehindernis elegant aus der Welt. Zwar gefällt diese Lösung des Problems Rabbiner B. Epstein offensichtlich nicht (siehe sein Werk "Tora Temima" zu Bereschit Kap. 32,Anmerkung 4), aber in der Praxis hat sich die Namensänderung in solchen Fällen durchgesetzt.

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