Beschützer der Tore Israels (1)

Jeder Jude und jede Jüdin besitzt die Pflicht, an jedem Türpfosten ihrer Wohnung, ihres Hauses, ihres Büros oder sonstige Einrichtungen eine Mesusa anzubringen.

6 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 05.04.21

„Und schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und an deine Tore“ (5. Buch Moses, Kapitel 6, Satz 9)

 

Jeder Jude und jede Jüdin besitzt die Pflicht, an jedem Türpfosten (mit Ausnahme des Badezimmers und der Toilette) ihrer Wohnung, ihres Hauses, ihres Büros oder sonstige Einrichtungen eine Mesusa anzubringen, so wie es heißt: „Und schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und an deine Tore“ (5. Buch Moses, Kapitel 6, Satz 9) Dieser Satz bildet zugleich den Ursprung für dieses Gebot, in dem das hebräische Wort Mesusot (das Plural von Mesusa) steht. Die wörtliche Übersetzung dieser Worte ergibt im Deutschen das Wort “Türpfosten bzw. Pfosten“. Die Mesusa besteht aus zwei Komponenten:

  • Einer Hülse aus Metall, Holz, Silber, Plastik oder sonstigen Materialien,
  • in die man ein Pergament auf dem folgende Thora-Abschnitte handschriftlich mit Hilfe einer Feder eines koscheren Tieres und einer nicht verblassenden, speziell aus pflanzlichen Stoffen hergestellten Tinte erfasst sind:

5. Buch Moses, Kapitel 6, Satz 4 – 9:
 
„Höre Israel! – Der Ewige ist unser Gott, der Ewige ist Einzig. Du sollst den Ewigen, deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele und deiner ganzen Kraft. Diese Worte, die Ich dir heute befehle, seien in deinem Herzen, schärfe sie deinen Kindern ein und sprich davon, wenn du in deinem Haus sitzt, und wenn du unterwegs bist, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. Binde sie zum Zeichen an deine Hand, und sie seinen zum Stirnschmuck zwischen deinen Augen. Und schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und deiner Tore.“
 
5. Buch Moses, Kapitel 11, Satz 13 – 21:
 
„Wenn ihr nun auf Meine Gebote höret, die Ich euch heute gebiete, d.h. den Ewigen, euren Gott zu lieben und Ihm zu dienen mit eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele, so werde Ich den Regen eures Landes zur richtigen Zeit geben, Frühregen und Spätregen, und du wirst dein Getreide, deinen Most und dein Öl einsammeln. – Und Ich werde dir das notwendige Gras auf deinem Feld für dein Vieh geben; und du wirst essen und satt sein. Nehmet euch in Acht, dass euer Herz sich nicht betören lasse und ihr dadurch abweicht und fremden Göttern dienet und euch vor ihnen niederwerfet! Der Zorn des Ewigen würde sich dadurch über euch entbrennen, und Er wird den Himmel verschließen, sodass kein Regen komme, und der Erdboden wird seinen Ertrag nicht geben; und ihr würdet deswegen sehr bald aus dem guten Land schwinden, welches der Ewige euch gibt. Leget diese Meine Worte in euer Herz und in eure Seele, bindet sie zum Zeichen an eure Hand, und sie seien zum Stirnschmuck zwischen euren Augen. Des Weiteren lehret sie eure Kinder und spreche von ihnen, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du unterwegs bist, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. Und schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und deiner Tore. – Auf dass eure Tage und die Tage eurer Kinder sich mehren auf dem Boden, den der Ewige euren Vätern geschworen hat, ihn ihnen zu geben, solange wie der Himmel über der Erde steht.“   
 
So sieht das beschriftete Pergament von Juden aus Mittel- und Osteuropa aus:
 

 
So sieht das beschriftete Pergament von den Juden aus dem Süden Europas und aus dem Orient aus:
 

 
Der Unterschied dieser beiden Pergamente bildet nicht etwa der Inhalt sondern ausschließlich die schriftliche Optik.
 
In deutscher Schrift ergeben die hebräischen Texte der Fünf Bücher Moses folgendes: 
 
5. Buch Moses, Kapitel 6, Satz 4 – 9
 
„We'ahafta et Adonoi Elohecha, bechol levavecha, uwechol nafschecha, uwechol me'odecha. We'haju hadewarim ha'eyleh ascher anochi metsawecha hajom, al lewawecha. Weschinantam lewanecha, wedibarta bam, beschiwtecha beweytecha, uwlechtecha waderech, uwschochbecha uwkumecha. Ukschartam le'ot al jadecha, wehaju letotafot ben eynecha. Uchtawtam al mesusot beytecha uwisch'arecha.“

5. Buch Moses, Kapitel 11, Satz 13 – 21
 
Wehaya im schamoa tischme'u el mitzwotei, ascher anochi metzaweh etchem hajom, le'ahava et Adonoi Elohechem ule'ovdo bechol lewawchem, uwechol nafschechem. Wenatati metar arzechem be'ito jore umalkosch, We'asafta deganecha wetiroschcha we´itsharecha. Wenatati esew besadecha liwhemtecha, we'achalta wesavata. Hischameru lachem, pen ifte lewawchem, wesartem wa'awadetem Elohim Acherim, wehischtachawitem lahem. Wechara af Adonoi bachem, we'azar et haschamaim, welo ihje matar, weha'adama lo titen et jevula, wa'awadetem mehera me'al ha'aretz hatowa ascher Adonoi noten lachem. Wesamtem et devarei ele al lewawchem we'al nafschechem, ukschartem otam le'ot al jedchem, wehaju letotafot ben eneychem. Welimadetem otam et beneychem ledaber bam, beschiwtecha beweytecha uwlechtecha waderech, uwschochbecha uwkumecha. Uchtawtam al mesusot beytecha uwisch'arecha. Lema'an irbu jemeychem wimey beneychem al ha'adama ascher nischba Adonoi la'awotechem latet lahem, kimey haschamaim al ha'aretz.“  
 
Beim Befestigen einer Mesusa an den Türpfosten sagt man folgenden Segensspruch:
 
Auf Hebräisch:
 

 
 Die deutsche Übersetzung:

  • „Gelobt bist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der uns durch Seine Gebote geheiligt und uns befohlen hat, eine Mesusa zu befestigen.“

In deutscher Schrift ergibt dieser hebräische Segensspruch folgendes: 

  • „Baruch Ata Adonoi, Eloheinu Melech Ha´Olam, Ascher Kideschanu Bewitzwotav Weziwanu Likboa Mesusa.“

Manche fügen auch den besonderen “Sche´he´che´janu-Segensspruch“ hinzu:

Auf Hebräisch:
 

 
Die deutsche Übersetzung:

  • „Gelobt bist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der uns Leben und Bestand gegeben und uns diese Zeit hat erreichen lassen.“

In deutscher Schrift ergibt der besondere hebräische „Sche´he´che´janu“ Segensspruch folgendes: 

  • „Baruch Ata Adonoi, Eloheinu Melech Ha´Olam, Schehechejanu, Wekijemanu, Wehigianu Laseman Hase.“

Im Babylonischen Talmud heben die Weisen dieser Welt den Besitz und das Fehlen der Mesusa ins Unermessliche. Im Traktat Psachim (Seite 113) sagten sie z.B., dass ein Jude oder eine Jüdin durch eine Missachtung des Gebotes der Mesusa, also indem sie keine Mesusa an ihren Türpfosten befestigen, vom Himmel ins absolute Abseits gestellt werden!!! Die Konsequenz daraus müssen wir – denke ich – nicht weiter erläutern. – Im Gegensatz dazu sagten sie z.B. im Traktat Menachot (Seite 43), dass ein Jude oder eine Jüdin durch die Beachtung und Ausführung dieser Mitzwa (dieses Gebotes) in den Augen Gottes im Bereich jener anzusiedeln sind, die niemals sündigen!!! Hieraus lässt sich eindeutig der unermessliche Segen, aber auch der unermessliche Fluch erkennen, den ein Jude für seine Saat ernten wird. Nach dem Motto: entweder – oder! 
 
Rabbi Nachman aus Breslev schreibt in seinem Buch Likutey Moharan (Band 1, Kapitel 23), dass ein Jude durch die Beachtung und Ausführung der Mitzwa des Mesusa-Anbringens von Gott mit einem Geld- und Kindersegen belegt wird. Des Weiteren schreibt der Rabbi, dass Gott einem Juden darüber hinaus ein schönes und langes Leben garantiert und dass Er dessen Herz mit dem mit Abstand kostbarsten Geschenk erhellen wird, das auf dieser Welt von jedem Menschen (sein Wille vorausgesetzt) entgegen genommen werden kann:

– den Glauben –
 

Um zu wissen weshalb dies das mit Abstand größte Geschenk für einen Menschen darstellt, muss man das Buch „Im Garten des Glaubens“ vom Autor Schalom Arusch durcharbeiten, das zugleich ein anschaulicher Lebensführer und praktischer Wegweiser für jeden Menschen ist.
 

Der geniale Schutz von außen

Im Babylonischen Talmud berichten die Weisen dieser Welt über ein Ereignis, nämlich über den zum Judentum übergetretenen Römer Onkelos. Dort erzählen sie, dass einige Boten des Kaisers auf ihn mit der Frage zugingen, was eine Mesusa sei. Er erwiderte ihnen daraufhin: „Bei der Mesusa handelt es sich um einen weltlichen Verhaltensbrauch. – So wie ein König aus Fleisch und Blut in seinem Königsschloss sitzt und dabei von seinen Wachen, die die ganze Zeit draußen sitzen, von außen her beschützt wird, sodass ihm ja kein Unheil widerfährt. – So sitzt der König aller Könige draußen, wobei seine Kinder – die Söhne und Töchter Israels (alle Juden) – sich in ihren Gebäuden aufhalten. Auf diese Weise beschützt ER sie von außen her vor jedem Unheil!“

Nun ist es an der Zeit der Vollständigkeit halber hinzuzufügen, dass auf der Rückseite des Mesusa-Pergaments auf Hebräisch einer der Namen Gottes geschrieben wird. Der Gottesname „Schadai“ (auf Deutsch: „Allmächtiger“). Dieses Wort wird im hebräischen mit drei Buchstaben geschrieben Schadai und ergibt das Initialwort: –Schomer Daltot Israel – „Beschützer der Tore Israels“
 
In der geheimen mystischen Kabbala heißt es, dass Gott bei Seiner Welterschaffung ebenfalls von diesen Namen – also „Schadai“ – Gebrauch gemacht hat. – Als Gott sich entschloss, die Erde so wie wir sie heute kennen zu schaffen, gab Er ihr den Befehl sich auszubreiten. Als diese Naturgewalt letzten Endes die Form und den Inhalt der Erde erhielt, forderte Gott sie mit Seinem heiligen Namen „Schadai“ dazu auf, sich nicht mehr auszubreiten. – Er benutzte dabei allerdings nicht den gesamten Namen „Schadai“, sondern ausschließlich den ersten Buchstaben dieses heiligen Namens. D.h. also nur den hebräischen Buchstaben „Schin“. – Demnach bleiben vom Seinem heiligen Namen nur noch zwei Buchstaben übrig, nämlich die hebräischen Buchstaben „Dalet und Jud“, die gemeinsam das hebräische Wort „Dai“ ergeben. „Dai“ bedeutet sinn- und wortgemäß auf Deutsch so viel wie: „Hör auf, es reicht, stopp, nicht weiter“, sowie noch ähnliche solcher Artikulationen. Infolgedessen verschafft eine Mesusa am Türpfosten außergewöhnlichen Schutz, da sie allem Bösen unmissverständlich sagt: „Hör auf – es reicht – stopp – nicht weiter!!“ Mit anderen Worten bleibt jedes Unheil – dank einer Mesusa – außerhalb der eigenen vier Wände.  
 
Die Weisen dieser Welt äußerten sich in Bezug auf den Anbringungsplatz einer Mesusa völlig übereinstimmend, indem sie sagten, dass so wie ein Mensch einen Raum von außen nach innen betritt, so benötigt dieser Raum aufgrund dessen einen besonderen Schutz, da ein Eingang ja auch für alles Schlechte den Eintritt ermöglicht. Infolgedessen forderte Gott von jeden Juden und jeder Jüdin den ultimativen Selbstschutz: „Und schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und an deine Tore“(5. Buch Moses, Kapitel 6, Satz 9)

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