Die Magie handgeschriebener Liebesbriefe

Ist der Glaube dem Menschen in die Seele geprägt? ...

4 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 17.03.21

Ist der Glaube dem Menschen in die Seele geprägt?

 

FRAGE: Ist Emuna, also der Glaube etwas, das von Hashem vorbestimmt ist? (Sucht Er sich die Leute aus, die gläubig werden?) Falls nicht und der Glaube „in unseren Händen“ liegt, dann dürfen/sollen wir anderen dabei "helfen", ihre Verbindung zu Hashem zu finden, und wenn ja, wie? In der Regel erzielt man mit solchen Versuchen nämlich das Gegenteil … Und doch wäre es wichtig, wenn es überhaupt geht.

 
ANTWORT:
Der Glaube ist dem Menschen in die Seele geprägt! Was bedeutet, ja, der Schöpfer des Lebens sucht sich seine Leute aus, ein jeder Mensch ist der Einfall Gottes. „Du bist ein von Gott handgeschriebener Liebesbrief!“ Handgeschriebene Briefe und Zettel sind viel persönlicher und dadurch auch bedeutungsvoller als die netteste E-Mail oder SMS. Ein „Danke“ oder „Ich liebe dich“, ein Zettel mit der Nachricht „Ich denke an dich“ sind ganz besondere Botschaften für den Empfänger, wenn nicht nur die Unterschrift, sondern auch der Rest handgeschrieben ist. Die Botschaft besagt: „Du bist mir die Mühe wert.“ Du bist ein kostbarer Stift in Gottes Hand.

 

Rabbiner Joel Schwarz schreibt, dass die Suche des Menschen nach einer höchsten Kraft lehrt, dass sich die ganze Menschheit dessen bewusst ist, dass es solch eine höchste Macht gibt. Tatsächlich findet sich keine Kultur ohne Glauben an eine höchste übernatürliche Instanz. Der Anfang des Glaubens liegt in der Erschaffung des ersten Menschen. So wie es nicht nötig ist, einem Kind den Glauben einzuflößen, dass es Kind seiner Eltern sei, dass also seine Wirklichkeit von der Wirklichkeit der Eltern abhänge – eine Sache, die selbst ein verstandesmäßig unterentwickeltes Kind weiß -, ebenso erkannte der erste Mensch den EWIGEN als seinen Schöpfer.
 
Der große dänische Dichter Sören Kierkegaard erzählt über einen Gottesleugner, der eine Ehe eingeht und dann auf seine Frau einwirkt, von der Religion abzulassen. Später bekamen sie dann auch einen Sohn. Unerwartet erkrankt die Frau und liegt im Sterben; als er am letzten Morgen zu ihr tritt, stellt er eine Veränderung ihrer Haltung ihm gegenüber fest.

 

Da fragt er sie, und sie sagt ihm die Wahrheit: „Wer sieht, dass seine Stunden gezählt sind, der fühlt etwas in seinem Inneren, was über die letzte Stunde hinausreicht.“

Gott zu leugnen ist eine Sache des lebenden Menschen. Angesichts des Todes reichte die Kraft der Frau dazu nicht mehr. In diesen letzten Augenblicken ihres Lebens erkennt der Mann, dass es ihm nicht gelungen ist, seine Frau ganz und gar an sich zu binden; sie gehört schon einer anderen Welt an; sie ist schon im Begriffe, den Gott zu sehen von Angesicht zu Angesicht, den sie doch nach dem Willen ihres Mannes verleugnen sollte. Nach ihrem Tod bleibt der Mann allein mit dem kleinen Sohn und tröstet sich an ihm. Eines Tages wird das Kind von starken Schmerzen befallen; der Vater steht hilflos an seinem Bett, er sieht zu, wie das Kind leidet, wie sich seine Augen aus Angst vor dem nächsten Anfall von Schmerzen weiten, und jeder Anfall ist schlimmer als der vorhergehende. So sitzt der Vater am Bett seines Sohnes einen ganzen Tag lang.

Als er den Anblick seines kranken Sohnes nicht mehr ertragen kann, fällt er auf die Knie und betet zu Gott im Himmel, der die Macht hat über Leben und Tod, dem keiner gleicht, dass Er seinen Sohn rette. Am Morgen darauf ist er allein. In jener Nacht ist seine Welt zusammengebrochen, und sein Herz grämte sich ein ganzes Leben lang darüber, dass in der Stunde der Versuchung seine Gottesleugnung nicht standgehalten hatte, und er versucht sich einzureden, dass er bei jenem Gebet nicht wusste, was er tat, und dass der Schmerz über seinen Sohn seinen Verstand überforderte.
 
Doch dieses gelang nicht! Mit Wissen und in vollem Bewusstsein beugte er die Knie vor seinem Schöpfer; dies sind die Konflikte, in die Gottesleugner geraten, denn die Kraft des Glaubens ist eine elementare Kraft im Menschen, und auch dem ärgsten Gottesleugner gelingt es nicht, sie auszumerzen.

 

Nicht nur aufgrund der Tradition erkennt der Mensch, dass es eine höchste Macht ist, die die Welt leitet, sondern die Ausrichtung auf eine solche Instanz im Menschen verwurzelt ist, das klare Streben, mit Gott in Beziehung zu treten und sich Ihm zu nähern. Jeder Mensch, egal welcher Weltanschauung, ist fähig zu beten und fühlt ein inneres Drängen dazu. So ist das Gebet die eindeutigste Offenlegung dieser natürlichen Ausrichtung auf Gott hin, so sagt Rabbi Nachman aus Breslev.
 
Jeder Mensch trägt die Emuna, die Kraft des Glaubens, ins sich! Man muss niemanden davon überzeugen. Ein jeder Mensch weiß das tief in seinem Herzen haargenau. Unsere Aufgabe besteht darin, dass wir – die Hashem uns mit dem großen Glück beschenkt hat, IHN zu wissen und IHN mit jedem Atemzug kennenlernen zu dürfen – müssen einfach nur im festen Glauben leben. Ein wandelndes Beispiel sein, nach dem Motto der Mischna: „Entgegne jedem Menschen mit einem schönen Gesicht.

 

Um den Chafetz Chaim zu zitieren: „Mit einem herzlichen Lächeln.“ Ein authentisches und freundliches Lächeln passt in jedes Schlüsselloch und der Rabbi von Komarna merkt an, dass es Türen öffnet, zu denen es oft gar keine anderen Schlüssel gibt. Empfiehl deinen Mitmenschen das Buch „Im Garten des Glaubens“ von Rabbi Shalom Arush. Die Leserinnen und Leser werden durch das Lesen in diesem Buch spüren, wie das Licht ihrer Seele beginnt sie anzuleuchten!

 

Es gibt einige, die denken, dass es alleine die Aufgabe des Menschen ist, sich die Kraft des Glaubens eigen zu machen, da es im Talmud heißt: „Alles ist in den Händen Gottes, außer die Ehrfurcht vor Ihm.“

 

Der Chiduschey HaRim von Gur schreibt, dass er von seinem heiligen Rabbi, dem großen Rabbi Mendel von Kozk gelernt hat, dass alles in den Händen Gottes liegt. Wenn wir also über weltliche und materialistische Dinge beten, dann liegt es in der Hand Gottes, ob Er uns das gibt oder nicht. Wenn wir aber mit Herz und Seele über spirituelle Dinge beten, dann obliegt dies sozusagen nicht in den Händen Gottes, sodass ein Mensch das spirituelle Gut sicher umgehend von Hashem bekommen wird.

 

FAZIT: Der Glaube ist dem Menschen in die Seele geprägt! Aber wir müssen für den erhalt dieses spirituellem Guts beten: „Schöpfer des Lebens! Bitte lass mich spüren, wie das Licht meiner Seele – die Kraft des Glaubens – mein Leben erhellt! Lass es mich wahrhaftig spüren …“

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