Maharam aus Rothenburg

Diese Ehrung war schon überfällig; endlich ist jetzt in Israels Hauptstadt, Jerusalem, eine Strasse nach Rabbiner Meir Ben Baruch von Rothenburg genannt worden.

2 Min.

Prof. Dr. Yizhak Ahren

gepostet auf 05.04.21

Diese Ehrung war schon überfällig; endlich ist jetzt in Israels Hauptstadt, Jerusalem, eine Straße nach Rabbiner Meir Ben Baruch von Rothenburg ( 1215-1293 ) genannt worden. An den Maharam – so die übliche Abkürzung seines Namens – erinnert zwar nur eine kleine Gasse, die wohl nur die Anwohner kennen, aber sie verhindert, dass Spötter weiterhin behaupten können, die Heilige Stadt habe zahlreiche Sternchen zweiten und sogar dritten Grades geehrt und eine der bedeutendsten Gestalten des Judentums schlicht übergangen.

Der Maharam  von Rothenburg war ein hervorragender Tora-Gelehrter, der mehr als tausend Rechtsgutachten verfasst hat. Seine Entscheidungen in ungeklärten oder strittigen Fragen haben ihm einen Platz in der Geschichte des Religionsgesetzes gesichert. Maharams  Responsa werden heute noch studiert, und zwar sowohl von Halachisten als auch von Historikern. Maharam lebte in einer stürmischen Zeit, in der Juden in Frankreich und in Deutschland sehr bedrängt wurden. Als Wegweiser hat er viel zur Festigung der jüdischen Gemeinden beigetragen.

Ein hebräisches Klagelied, das Maharam von Rothenburg nach der Talmudverbrennung in Paris im Jahre 1242 verfasste (" Schaali serufa waesch" = Frage, die du im Feuer verbrannt wurdest) wird noch in unserer Zeit am Tischa BeAw in vielen Synagogen rezitiert. Rabbiner J.B. Soloveitschiks lehrreicher Kommentar zu diesem Klagelied wurde vor wenigen Jahren in englischer Sprache veröffentlicht. Diese Erläuterungen helfen uns, Maharams Stimmung nach der Vernichtung der Talmud-Manuskripte zu verstehen: er war von Sorgen um die Zukunft des jüdischen Volkes geplagt.

Maharam war ein Schüler von Rabbiner Jechiel aus Paris, der im Jahre 1260 nach Eretz Israel auswanderte und in der Stadt Akko eine Jeschiwa gründete. Dem Beispiel seines Lehrers wollte Maharam im Jahre 1286 folgen; er verliess zusammen mit seiner Familie Rothenburg ob der Tauber, wo er mehr als 40 Jahre lang die jüdische Gemeinde geführt hatte. Das Heilige Land hat er aber nicht erreicht. Denn er wurde unterwegs verhaftet, und König Rudolph von Habsburg wollte den Meister nur unter solchen Bedingungen freilassen, die für die jüdische Seite inakzeptabel waren. Nach jahrelanger Freiheitsberaubung starb Maharam  1293 im Gefängnis, und erst 1307 wurde sein Leichnam für eine enorme Summe ausgelöst und im jüdischen Friedhof zu Worms beigesetzt.

Es ist erfreulich, dass nach dem deutschen Tora-Fürsten, dem es nicht vergönnt war, in Jerusalem zu weilen, nun in dieser Stadt eine Gasse benannt wurde. Die mehrsprachigen Strassenschilder sind aber leider nicht fehlerfrei; jemand hat die im Hebräischen fehlenden Vokale des Stadtnamens falsch erraten: "Hamaharam Meruthenberg" ist auf den Schildern zu lesen. Wenn man schon die Stadt seines segensreichen Wirkens als Teil des Namens erwähnt, dann bitte nicht in doppelt entstellter Form!

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1. Renate

3/15/2015

Maharam aus Rothenburg

Ich habe diesen Artikel zufällig entdeckt und als Rothenburgerin habe ich mich sehr gefreut, daß es nun in Jerusalem diesen Straßennamen gibt. Höchste Zeit, dass man auch in Rothenburg dem Maharam noch mehr Beachtung schenkt und vielleicht auch da eine Straße nach ihm benennt.

2. Renate

3/15/2015

Ich habe diesen Artikel zufällig entdeckt und als Rothenburgerin habe ich mich sehr gefreut, daß es nun in Jerusalem diesen Straßennamen gibt. Höchste Zeit, dass man auch in Rothenburg dem Maharam noch mehr Beachtung schenkt und vielleicht auch da eine Straße nach ihm benennt.

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