Vorbereitung auf Bar Mitzwa

So wird das Kind selbstsicher und kann echten Spaß und Freude an seiner Bar Mitzwa erleben ...

2 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 15.03.21

Hintergrund meiner Frage: Im Religionsunterricht in einer 5. Klasse der Förderschule hier bei uns in der Stadt wurde in einem Film gezeigt und erklärt, wie ein Junge sich auf Bar Mitzwa vorbereitet und sie feiert.

 

FRAGE: Wie läuft dies alles ab bei einem Jungen mit einer körperlichen und / oder geistigen Behinderung? Also konkret: Er ist blind oder anderweitig eingeschränkt zum Lernen, z.B. durch ein Downsyndrom.

 

Für Kinder mit Handicap werden die Anforderungen so angepasst, dass es ihnen auch trotz ihrer Behinderung möglich ist, die Bar Mitzwa zu feiern. Das verlangt unter anderem auch, dass die Lehrperson und der Rabbiner die zu unterrichtenden Kinder sehr gut kennt, um deren Ansprüchen gerecht zu werden, sie dabei aber nicht überfordert. Lehrperson, Rabbiner, Schule und Elternhaus sollten deshalb immer in einem guten Kontext miteinander stehen.

 

Der Unterricht mit (geistig) behinderten bzw. mit lernbehinderten Kindern, umfasst die Frage nach den optimalen Lernbedingungen für ein Individuum. So sollten die halachischen Punkte, welche bei (geistig) behinderten Kindern zu berücksichtigen sind, mit einem Rabbiner im Vorfeld persönlich abgeklärt werden.

 

Entsprechend den Schlussfolgerungen kann dann ein individuell zugeschnittener Lehrplan erstellt werden. Bei der Umsetzung der Lernziele sollte dann im Unterricht die Basisfunktionsschulung im Schwerpunkt liegen, welche unterrichtsintegriert und mit dem Ziel, weitere höhere Prozesse sowohl in den basalen Voraussetzungen (wie z.B. Motorik, Wahrnehmung etc.) als auch im Erwerb der Kulturtechniken (Lesen etc.) in Gang zu setzen. So wird das Kind selbstsicher und kann echten Spaß und Freude an seiner Bar Mitzwa erleben.

 

Es geht in der Arbeit mit Behinderten nicht darum, all das, was man den Kindern „vermitteln könnte“, auf einmal in einem Paket lehren zu müssen. Viel mehr noch geht es um das Individuum, auf welches eingegangen werden muss. So kann beispielsweise die Lichttherapie im Bereich der Wahrnehmungsprozesse mit einbezogen werden, das Licht kann dabei auch als Licht der Tora und Mitzwot präsentiert werden.

 

Auch die Strukturarbeit ist wichtig. Das Kind soll lernen, dass – so wie der Tag einen gewissen regelmäßigen Ablauf hat, an welche sich Menschen im Leben halten müssen – auch im Gottesdienst gewisse regelmäßige Abläufe stattfinden. Deshalb muss dann in der Arbeit mit dem Kind sehr strukturiert vorgegangen werden – diverse Prozesse sollten jeden Tag in etwa demselben Muster (und zur selben Zeit) vorkommen.

 

 

David Kraus (M.A in Psychologie und Integrativer Psychotherapie | Dipl. Paar- und Familientherapeut | Dipl. Pädagogischer Elternberater) ist Oberrabbiner der Jüdisch-Chassidischen Kultusgemeinde Breslev Deutschland / Israel mit Sitz in Hanau. David Kraus finden Sie bei Facebook.

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