Zu Ehren des Ewigen

Die Bedeutung unterschiedlicher Harze und Hölzer als Duft- und Räucherstoffe wird in der Tora und dem Tanach an zahlreichen Stellen erwähnt.

5 Min.

Andrea Jockisch

gepostet auf 17.03.21

Die Bedeutung unterschiedlicher Harze und Hölzer als Duft- und Räucherstoffe wird in der Tora und dem Tanach an zahlreichen Stellen erwähnt. Darin werden verschiedene Verwendungszwecke solcher Stoffe genannt:

 

Wohlgeruch: Die Duftstoffe werden häufig ihres Hauptzweckes wegen erwähnt, so wird beispielsweise das Adlerholz oder die Myrrhe aufgrund ihres herausragenden Duftes gepriesen:

„Wie schön sind deine Zelte, Jakob, und deine Wohnungen, Israel! Sie breiten sich vor mir aus wie Bachtäler, wie sattes Grün am Ufer eines Flusses. Sie sind wie Aloebäume, die der Herr gepflanzt hat, wie Zedern am Wasser.“ (4. Buch Moses 24,5-6)

„Wer zieht da heran aus der Wüste wie eine Rauchsäule und duftet nach Myrrhe und Weihrauch und allen Gewürzen des Händlers?“ (Hohelied 3,6)

„Du liebst das Recht und hasst das Unrecht, deshalb hat der Ewige, dein Gott, dich gesalbt und das Öl der Freude über dich ausgegossen, reichlicher als über alle anderen. Deine Gewänder duften nach Myrrhe, Aloe und Kassia (Psalm 45,8-9)

„Es duftet nach Myrrhe, Aloe und Zimt.“ (Salomos Sprüche 7,17)

 

Rauchwerk / Opfer: Als Räucherwerk bzw. Rauchopfer zu Ehren des Ewigen wurde Weihrauch, Galbanum und andere Harze im Bet HaMikdasch zweimal täglich verbrannt, wie die Heilige Schrift darauf hinweist:

„Der Herr sprach zu Mose: Nimm diese wohlriechenden Gewürze: Stakte, Räucherklaue, Galbanum und reinen Weihrauch. Misch sie zu gleichen Teilen zusammen und füge etwas Salz dazu, sodass du ein reines und heiliges Weihrauchgemisch erhältst.“ (2. Buch Moses 30,34-35)

„Leg auf jeden Stapel reinen Weihrauch. Dieser soll anschließend anstelle des Brotes als Opfer für den Herrn auf dem Altar verbrannt werden.“ (3. Buch Moses 24,7)

„Du, Korach, und deine Anhänger, ihr sollt Folgendes tun: Nehmt euch Räucherpfannen, zündet morgen darin Feuer an und streut vor dem Ewigen Weihrauch darüber. Derjenige, den der Ewige dann erwählt, der ist heilig …“ (4. Buch Moses 16,6-7)

 

Salböl: Zur Salbung der jüdischen Könige und Hohepriester wurde ein spezielles Salböl aus verschiedenen Duftstoffen hergestellt:

„Wenn jemand dem Herrn ein Speiseopfer bringen will, so soll dieses aus feinem Mehl bestehen. Er soll Öl darüber gießen, etwas Weihrauch hinzufügen.“ (3. Buch Moses 2,1)

„Gießt danach Öl darüber und fügt Weihrauch hinzu, so ist es ein Speiseopfer. Der Priester soll den für den Altar bestimmten Teil der zerstoßenen Weizenkörner mitsamt dem Öl und dem ganzen Weihrauch nehmen und als ein Opfer für den Herrn verbrennen.“ (3. Buch Moses 2,15-16)

„Wer sich keine zwei Turteltauben oder zwei andere junge Tauben leisten kann, soll einen Krug feines Mehl als Opfergabe für seine Sünde bringen. Da es jedoch ein Sündopfer ist, darf das Mehl nicht mit Öl vermischt und nicht mit Weihrauch bestreut werden.“ (3. Buch Moses 5,11)

„Leg die Brote in zwei Stapeln zu je sechs Broten auf den goldenen Tisch vor dem Herrn. Leg auf jeden Stapel reinen Weihrauch. Dieser soll anschließend anstelle des Brotes als Opfer für den Ewigen auf dem Altar verbrannt werden.“ (3. Moses 24,6-7)

„Wenn der Tag anbricht und die Schatten fliehen, will ich zum Myrrhenberg, dem Weihrauchhügel gehen.“ (Hohelied 4,6)

„Du bist wie ein reizvoller Garten mit Granatapfelbäumen voller köstlicher Früchte, mit Hennasträuchern und Lavendel, Narde und Safran, Kalmus und Zimt, Myrrhe und Aloe, Weihrauchsträuchern und anderen kostbaren Gewürzen.“ (Hohelied 4,13-14)

 

Handelsgut / Zahlungsmittel: An anderen Stellen werden Duftstoffe wegen ihrer hohen Nachfrage als Luxusgut und teure Handelswaren genannt, so beispielsweise das Weihrauch-Harz:

„Du hast dich auf herrliche Polster niedergelassen, und davor stand ein Tisch, auf dem mein Räucherwerk und mein Öl hergerichtet waren.“ (Ezechiel 23,41)

„Griechen aus Uzal kamen auf deine Märkte; sie bezahlten mit bearbeitetem Eisen, Zimt und Würzrohr für deine Güter.“ (Ezechiel 27,19)

 

Heilmittel: Auch für die gesundheitliche Anwendung sind Verse in der Heiligen Schrift auffindbar, so wurde z.B. das berühmte Balsamharz zu Heilungszwecken auf Wunden aufgetragen:

„Kann man denn in Gilead keine Salben mehr finden? Gibt es keinen Arzt mehr im Land? Warum konnten die Wunden meines Volkes nicht geheilt werden?“ (Jeremia 8,22)

„Geh hinauf nach Gilead und hole Balsam, Maid, Tochter Mizraims! Allerdings wird deine Mühe vergeblich sein: Egal, wie viel Salbe du auf die Wunde streichst, sie wird sich nicht mehr schließen.“ (Jeremia 46,11)

„Doch plötzlich ist Babel zu Boden gestürzt und liegt zerschmettert da: Weint um Babel, holt Salbe für seine offenen Wunden. Vielleicht ist es ja noch zu retten!“ (Jeremia 51,8)

Die Israeliten verwendeten Räucherwerk auch zur Desinfektion der Luft an Krankenlagern sowie zum Vertreiben von Parasiten (Flöhe, Läuse usw.).

 

Kosmetik: Neben der Verwendung von Duftstoffen im Salböl zu rituellen Zwecken schätzten die Israeliten die Bestandteile von bestimmten Pflanzen auch als Mittel zur Schönheitspflege wie beispielsweise den Balsam zur Herstellung von Öl und Duftsalben, die als Einreibung zur Hautpflege dienten, sowie für Parfüm:

„Wenn eine junge Frau an die Reihe kam, zum König zu gehen, waren laut Vorschrift zwölf Monate vergangen, denn so lange dauerte die Schönheitspflege der Frauen: Sechs Monate mit Myrrhenöl und sechs Monate mit Wohlgerüchen und Frauensalbungen.“ (Esther 2,12)

„Wie wundervoll ist deine Liebe, meine Schwester, meine Braut! Wie viel süßer ist sie als Wein; und der Duft deiner Salben ist köstlicher als alle Gewürze.“ (Hohelied 4,10)

 

Beduftung von Kleidungsstücken: Auch war es üblich, die Kleidung mit Duftstoffen zu parfümieren. So heißt es in Psalm 45,9, der ein Loblied auf König David ist: „Von Myrrhe, Aloe und Kassia duften all deine Gewänder.“

Der Gebrauch von Pflanzen, die für das Räucherwerk benutzt werden, außerhalb des Bet HaMikdasch zeigt sich in der Verwendung zum Beduften von Räumen, Gewändern und Textilien, was aufgrund des Preises solcher Räucherstoffe vor allem der damaligen jüdischen Oberschicht vorbehalten war.

 

 

„Mein Gebet steige zu Dir empor wie Weihrauch.“ (Psalm 140,2)

 

In diesem Abschnitt werde ich die Bedeutung des rituellen Räucherwerks im Judentum erklären:

 

Im Judentum verwendete man Olibanum lediglich zu religiösen Ritualen und Zeremonien. Ein profaner Gebrauch war nicht erlaubt. Außer im Bet HaMikdasch wurde Weihrauch nur beim Speiseopfer (vgl. 3. Buch Moses 5,11+15) angewandt. Myrrhe wurde hingegen auch außerhalb des Heiligtums als Duftmittel, also als Parfüm und Räucherwerk, verwendet. Der einzige Bereich, wo damals in Israel Weihrauch kultiviert wurde, war der Libanon. Dieser deckte nur einen kleinen Teil des Bedarfs für das jüdische Ritual. Deshalb musste ein Großteil des Weihrauchs aus Arabien bzw. aus dem Königreich Saba über die berühmte Weihrauchstraße nach Israel gebracht werden.

Das Verbrennen von Weihrauch war für das Volk Israel ein Opfer und zeigt sich daran, dass die Darbringung des Räucherwerks durch einen Kohen als Mittler auf Kohlen vom heiligen Opferfeuer des Vorhofs und über die dafür benötigten Gerätschaften, dem Altar (Hebr. Mizbeach), ausgeführt wurde.

 

Die Bedeutung des jüdischen rituellen Rauchopfers zeigt sich bereits im hebräischen Wort Ruach. Der Begriff Ruach kommt in der Heiligen Schrift 378 Mal vor und bedeutet ins Deutsche übersetzt Geist, Wind, Atem bzw. dem Atem Gottes. Es lässt sich auch in die Begriffe Duft, Feuerluft oder Feuernebel übersetzen. Duft und Rauch werden hier in einem engen Zusammenhang mit dem Göttlichen gebracht. Zudem wird der Rauch von verbranntem Räucherwerk als Zeichen der Anwesenheit Gottes gedeutet. Er garantiert dessen Präsenz in seinem Heiligtum und ist zugleich Schutzmittel des Hohepriesters vor der Gegenwart Gottes im Offenbarungszelt: „Dann nehme er eine Pfanne voll glühender Kohlen von dem Altar, vor dem Ewigen fort, und seine Hände voll feingestoßenes Räucherwerk von Spezereien und bringe es hinein innerhalb des Vorhangs.“ (3. Buch Moses 16,12), damit dieser nicht sterbe.

 

Auch in der Kabbala sind die vier wichtigsten Bestandteile des Weihrauchs genannt und werden symbolisch den vier Elementen Wasser, Erde, Feuer und Luft zugeordnet.

Neben der rituellen Verwendung im Judentum gibt es in der Heiligen Schrift auch Hinweise für die Verwendung von Räucherwerk im medizinischen Bereich. So verbrannten die Kohenim Ysop, Zedernholz und Karmesin, um auf diese Weise Kranke zu heilen und infizierte Räume zu reinigen.

 

 

Der Weihrauchbaum

 

Abschließend ein paar interessante Infos über die Herkunft und Herstellung von Weihrauchharz …

 

Der immergrüne Baum gedeiht in den Trockenregionen Nordafrikas, Arabiens und Indiens. Es gibt etwa zwanzig Arten des Weihrauchbaumes. Dieser kann bis zu sechs Metern hoch werden. Er besitzt einen kräftigen Stamm, der von papierartiger Borke umhüllt ist. Wegen seiner trockenen und heißen Umgebung besitzt der Weihrauchbaum keine ausladende Blätterkrone. Seine Blätter entwickeln sich nur an der Spitze der vorjährigen Zweige, an der die Blätter dicht gedrängt sitzen.

 

Weihrauch wird aus dem Gummiharz der Boswellia-Bäume gewonnen. Diese Baumart wächst an den Küsten des Roten Meeres, Südarabien und Somalia. Die Ernte von Weihrauch erfolgt durch wiederholtes Einkerben der Baumrinden. Nach dem Abschneiden tritt eine milchig weiße Flüssigkeit aus, die an der Luft zu gelblichen, rötlichen oder bräunlichen Tropfen aushärtet. Sie sind an der Außenseite meist weiß bestäubt. Je nach Größe des Baumes kann die Ernte bis zu 1 Kilogramm Gummiharz pro Baum im Jahr betragen. Nach dem Abernten des Harzes wird die Ernte sortiert. Als erste Qualität – insbesondere zur Herstellung von Arzneimitteln – werden die tropfen- oder kolbenförmigen grünlich weißen Harztränen verwendet. Sie müssen eine Länge von mindestens drei Zentimetern haben. Kleine Tropfen oder solche, die braune oder schwarze Farbanteile aufweisen, gelten als mindere Qualität und dienen somit zur Gewinnung von Räucherwerk oder Parfümstoffen.

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