Facebook was ist los?

„TOD DEM STAAT ISRAEL“, „TOD DEN ZIONISTEN“ - Warum sperrt Facebook die Hass-Seiten nicht?

3 Min.

LEA FLIESS

gepostet auf 05.04.21

Seit Anfang Juli wehrt sich Israel mit Raketen und Bodentruppen gegen die Angriffe der Hamas-Terroristen aus dem Gazastreifen, die die palästinensischen Bewohner als menschliche Schutzschilde für ihre Stellungen benutzen. In dem Konflikt kamen auch Hunderte Zivilisten ums Leben. Für Antisemiten und Judenhasser in aller Welt kommt die jüngste Eskalation des Nahost-Konflikts wie gerufen für ihre Hetze gegen die Israelis.

Im Internet gibt es dutzende Facebook-Seiten, deren Intention nur eines ist: Hass gegen Israel und Juden schüren. Sie haben eindeutige Titel wie „Death to Israel“ (deutsch: „Tod dem Staat Israel“) oder „Death to Zionists“ (deutsch: „Tod den Zionisten“).
 
Die üblen Botschaften bei Facebook sind meist in Englisch und Arabisch verfasst. Doch es gibt auch viel Gegenrede: „Mark Zuckerberg, lösch diesen Mist!“, lautet ein solcher Kommentar zum Beispiel.
 
Warum aber sperrt Facebook-Chef Mark Zuckerberg die Hass-Seiten nicht?

Eine Facebook-Sprecherin versichert gegenüber BILD: „Für uns ist die Sicherheit der Menschen auf Facebook von höchster Priorität. Grundsätzlich ist es so, dass alle Inhalte, die gegen die
Richtlinien verstoßen, umgehend gelöscht werden.“
 

Und diese Inhalte, ob Seiten, Personen, Fotos oder Kommentare, könne jeder Facebook-User ganz einfach melden. Nachdem eine Meldung bei Facebook eingegangen ist, werde diese von einem Team überprüft und anschließend eine „passende Maßnahme ergriffen“. Zudem habe Facebook komplexe technische Systeme entwickelt, die die Erstellung von Inhalten, die gegen die Richtlinien verstoßen, automatisch verhindern oder markieren, damit das Team so schnell wie möglich darauf aufmerksam wird.

Und: Es gibt laut Facebook sogar mehrere Teams, die in Krisenlagen pro-aktiv die Seiten nach Verstößen gegen die Gemeinschaftsstandards durchsuchen.
 
Die Facebook-Sprecherin zu BILD: „Grundsätzlich gilt, dass direkte Hassrede gegenüber einzelnen Gruppen gegen die Richtlinien von Facebook verstößt und solche Inhalte umgehend gelöscht werden.“
 
BILD meldet also einige dieser Seiten, die öffentlich zum Tod Israels und der Zionisten aufrufen – und bekommt eine standardisierte Antwort, in der Facebook behauptet, die Seiten würden nicht gegen die Gemeinschaftsstandards des Unternehmens verstoßen!

Dabei zeigt ein Blick in diese Standards erneut: „Facebook erlaubt keine Hassbotschaften.“ Weiter heißt es dort: „Auch wenn wir dich dazu ermuntern, Ideen, Institutionen, Veranstaltungen und Praktiken in Frage zu stellen, erlauben wir es einzelnen Personen oder Gruppen nicht, andere aufgrund ihrer Rasse, Volkszugehörigkeit, nationalen Herkunft, Religion, sexuellen Orientierung, Behinderung, ihres Gesundheitszustands oder Geschlechts anzugreifen.“
 
Warum also werden Seiten, die dem Namen nach eindeutig andere wegen ihrer Volkszugehörigkeit und nationalen Herkunft angreifen, nicht geblockt?
 
Das Unternehmen erklärt das so: „Facebook ist als neutrale Plattform ein Ort, an dem man sich über die unterschiedlichsten Themen austauschen kann, an dem auch unterschiedliche Ansichten vertreten werden. Das bedeutet auch, dass Facebook als neutrale Plattform ein Ort sein muss, an dem es möglich ist, Dinge mit Hilfe von drastischen oder verstörenden Inhalten ansprechen zu können. Auf diese Weise wird die Voraussetzung für gesellschaftliche Diskurse und das Problem-Bewusstsein unter den Menschen geschaffen.“
 
Gemeldete Inhalte werden im ganzheitlichen Kontext betrachtet, so die Facebook-Sprecherin weiter. Die von BILD gemeldeten Seiten wie „Tod dem Staat Israel“ „scheinen auf den ersten Blick nicht gegen die Standards der Facebookgemeinschaft zu verstoßen“, sagt sie.
 
Einige der Israel-Hass-Seiten, wie die Seite „Tod dem Staat Israel und den Zionisten“, hat Facebook gelöscht. Auch die Seite, auf der nach dem Tod dreier Teenager im Westjordanland zu einem Vergeltungsschlag gegen Israel aufgerufen wurde und der sich Zehntausende Menschen angeschlossen hatten („Das Volk Israel fordert Rache“), ist verschwunden.
 
Das Polit-Magazin „The Washington Examiner“ zitierte dazu einen Facebook-Sprecher, der erklärt: Seiten, die zum Tod Israels aufrufen, würden nicht automatisch unter die Definition „Hassrede“ fallen. „Wenn die Worte an ein Land gerichtet sind, ist das laut unseren Gemeinschaftsstandards keine Hassrede“, so seine Erläuterung.
 
Facebook weist auf „die verschiedenen kulturellen Hintergründe“ hin, so die Sprecherin gegenüber BILD. Was als Beleidigung oder „missbräuchlich“ gilt, ist von Land zu Land unterschiedlich.

So seien in Deutschland etwa Hakenkreuze verboten, im Rest der EU aber rechtlich meist kein Problem. Um Judenhass und Rassismus jeglicher Art in Deutschland zu begegnen, arbeite Facebook daher mit Initiativen wie „Laut gegen Nazis“ und „Netz gegen Nazis“ zusammen.
 
Die Autorin verfasste den Artikel für die Bild.
 

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