Mit Herz dabei – Wa’ikra

Das Gefühl der Mühsal, das den Menschen beim erhabenen Dienst an Gott überkommt, entspringt ausschließlich einem Mangel an Identifizierung mit dem Inhalt des jeweiligen Gebotes ...

3 Min.

Breslev Israel Redaktion

gepostet auf 08.04.21

Der "Maggid von Dubnow" erzählte einst, – wie es seine Art war -, ein Gleichnis zu folgendem Vers aus der Haftara:

 „Aber nicht mich hast du angerufen, Jakov, dass du dich um mich bemüht hättest, Israel.“ (Jeschajahu 43,22)
 
Dieser und verschiedene andere Verse der Haftara benutzen Begriffe von Mühe und schwerer Arbeit zur Beschreibung des Opferdienstes, die damit ausdrücken wollen, dass Gott an dieser Mühe gar nicht interessiert ist, solange die Opfernden mit ihrem Dienst keine reinen Absichten verfolgen.
 
In seinem Gleichnis erzählte der "Maggid von Dubnow" von einem Lastenträger, der sich für einen zu niedrigen Lohn verdingte, weil er die Schwere der auf seinem Rücken zu transportierenden Waren unterschätzt hatte. Am Ende des Tages kam der Lastenträger zum Eigentümer der Waren mit der Behauptung, jener habe ihn irregeführt, als er ihm sagte, die Ware sei ganz leicht. Und siehe da, nicht nur, dass seine Klage auf taube Ohren stieß, vielmehr hielt ihm der Handelsmann überraschend entgegen:
 
„Es scheint mir, die Last auf deinem Rücken ist gar nicht meine, denn meine Ware ist wirklich leicht und gar nicht schwer, und darum bin ich dir für deine Arbeit überhaupt nichts schuldig.“
 
Auf ähnliche Weise erklärte der "Maggid" den genannten Vers:
 
„Wenn du bei deinem Dienst große Mühe verspürst, dann ist das ein Zeichen, dass du an die falsche Adresse gelangt bist, und dein Dienst ist gar kein Dienst an Gott.“
 
Das Gefühl der Mühsal, das den Menschen beim erhabenen Dienst an Gott überkommt, entspringt ausschließlich einem Mangel an Identifizierung mit dem Inhalt des jeweiligen Gebotes. Diese Schwierigkeit führt zwangsläufig zu einer ganzen Reihe von Irrtümern, wobei dann der eine aus dem anderen resultiert und den Betreffenden in einen Teufelskreis bringt, aus dem er nicht so leicht ausbricht.
 
Die Fremdheit, die der Betreffende dem spirituellen Inhalt des Gebotes gegenüber verspürt, veranlasst ihn dazu, sich mit den äußerlichen Aspekten zu beschäftigen, und das so entstehende geistige Vakuum versucht er, mit künstlicher Erschwerung des tätlichen Joches zu überbrücken. Je mehr sich zum Beispiel der Opfernde vom Wert der Gottes Nähe und dem Inhalt des Opferdienstes entfernt, steigt seine Motivation, ein größeres und teureres Opfer zu bringen, um damit seine Entfernung von Gott zu überspielen. Nur dass diese verzweifelten Versuche zum Scheitern verurteilt sind, und am Ende richten sie mehr Schaden an als dass sie Nutzen bringen. Die erhöhte Anstrengung zur Erlangung eines künstlichen spirituellen "High" verstärkt bloß das Gefühl der Enttäuschung, und je mehr Kräfte eingesetzt werden, umso magerer das Ergebnis.
 
Nicht umsonst bemüht sich die Tora um die Klarstellung, nicht die Menge sei die Hauptsache, sondern die Qualität, und spart auch nicht mit Worten, um uns einen reichhaltigen Fächer von Tier- und Speiseopfern aufzuzeigen, deren Kosten von extrem teuer bis extrem billig reichen. Das soll uns lehren:
 
„ … ob viel oder wenig, wenn er nur sein Herz zum Himmel richtet …“ (Menachot 110a).
 
Dieser Gedanke kommt im Gebot vom Salzen des Opfers zum Ausdruck:
 
„Und all deine dargebrachten Opfer musst du mit Salz bestreuen.“ (Lev. 2,13)
 
Es liegt in der Natur des Salzes, dass es zum guten Geschmack des Fleisches nur dann beiträgt, wenn man eine geringe Dosis hinzufügt, eine größere Menge hingegen macht die ganze Speise ungenießbar. Dazu schrieb Rabenu Bechaje, dass der Bund über das Salz geschlossen wurde, weil es die Welt sowohl erhalten als auch zerstören kann. Einerseits ist es der Urtyp allen Gewürzes, das den Speisen einen angenehmen Geschmack und besonderen Charakter verleihen kann, andererseits kann es den Erdboden versalzen und das Land unfruchtbar machen. 
 
Man könnte auch sagen, der Gefallen, den der Mensch am Gebote findet, gleiche dem Geschmack des Salzes im Verhältnis zu der damit gewürzten Speise. Solange die Identifizierung mit dem Gebot im Mittelpunkt steht, und der Salzgeschmack bleibt Nebensache, so ist es gut, doch wenn das Salz Hauptsache sein will, gibt es nichts Schlimmeres, das Gericht zu verderben. So verhält es sich auch mit dem wahren Dienst an Gott – man muss das richtige Salz und die genaue Dosierung finden, um den wirklichen Wert des Gebotes hervorzuheben, „empfindet und seht, wie gut Gott ist“ (Psalm 34,9).
 
Möge es der Wille Gottes sein, dass wir bald den Geschmack freier Menschen verspüren mögen, die ihre Speise einzutunken pflegen [nämlich am Sederabend].
 
 

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