Blick in die Zukunft

Jeder von uns möchte so gerne in die Zukunft blicken können. Doch ist es gut, in die Zukunft blicken zu können?

5 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 17.03.21

Jeder von uns möchte so gerne in die Zukunft blicken können. Doch ist es gut, in die Zukunft blicken zu können? Ein Tzaddik kann es. Aber ist es gut? Es ist nicht unbedingt immer gut.

 

Beispielsweise ist diese Woche ein Mann zu mir gekommen und bat mich darum, ihn damit zu segnen, dass er die Zukunft voraussehen kann.

Ich antwortete ihm: „Du nimmst dir da etwas sehr Großes vor. Du willst die Zukunft voraussehen.“

Er darauf: „Ich muss unbedingt.“

Ich lehnte diesen Segenswunsch ab, weil er dachte, er hat ein schöneres Leben, wenn er die Zukunft voraussehen kann. Aber das stimmt natürlich keinesfalls.

 

Was ist dieser göttliche Geist, der einen Tzaddik dazu befähigt, was die Zukunft bringt?

 

Dazu eine Geschichte, die dies gut beschreibt: Es gab hier in Jerusalem einen Veranstaltungssaal für Hochzeiten. Dieses Gebäude hieß „Versailles“. Es gab Pfusch am Bau. Das Gebäude stand nicht wirklich auf festem Fundament. Aufgrund der Baumängel brach dieses Gebäude in sich zusammen wie ein Kartenhaus.

 

Was vor diesem traumatischen Erlebnis vor sich ging: Es kam ein Paar zu einem Rabbi und bat ihm, diese beiden zu segnen, weil ihre Hochzeit kurz bevorstand. Der Rabbi segnete sie und sprach zwischendurch: „Der Tag, an dem ihr heiraten wollt, ist nicht gut. Heiratet an einem anderen Tag.“

 

Der Bräutigam antwortete: „Wie?! An einem anderen Tag? Ich hab ja schon alles organisiert, Gäste eingeladen, Musiker gebucht. Die Hochzeit kann starten. Warum soll ich sie jetzt auf einen anderen Tag verlegen? Das kostet mich viel Geld. Ich müsste alles stornieren und umbuchen.“

 

Der Tzaddik sprach abermals: „Verlege die Hochzeit lieber auf einen anderen Tag.“

 

Jetzt war das Paar clever genug, um auf den Tzaddik zu hören. Sie stornierten daraufhin tatsächlich ihre Hochzeit und buchten ihn auf einen anderen Tag. Genau an dem Tag, an dem sie heiraten wollten, aber es nicht taten, weil sie sie storniert hatten, heiratete ein anderes Paar. Während dieser Hochzeit fiel das Veranstaltungsgebäude „Versailles“ in sich zusammen. Das passierte im Jahr 2001 in Jerusalem. Es gab viele Tote – der Bräutigam und die Braut sind dabei verstorben. Eine Tragödie war es.

 

Nachdem das Paar, welches ihre Hochzeit auf einen anderen Tag verlegt hatte, von diesem schrecklichen Ereignis erfuhr, liefen sie zum Tzaddik, von dem sie sich segnen ließen für ihre Hochzeit, und fragten diesen: „Was hast du denn da genau gesehen? Warum hast du uns geraten, nicht an diesem Tag zu heiraten?“

 

Der Rabbi gab zur Antwort: „In dem Augenblick, wo du zu mir gekommen bist und mir sagtest, ihr heiratet an dem Tag und ich soll euch dafür segnen, habe ich mich auf dieses Datum konzentriert und sah auf einmal etwas Schwarzes. Einen Saal – verstaubt und schwarz, die Beleuchtung kaputt. Und deswegen riet ich dir, nicht diesen Tag zu nehmen.“

 

 

Damit ist dieser göttliche Geist gemeint – der Blick in die Zukunft. Diese Fähigkeit besitzt ein Tzaddik. Deshalb ist es wichtig, sich mit einem Tzaddik zu verbinden. Gott gibt einem weisen und gerechten Mann diese Zeichen und Wahrnehmungen. Den göttlichen Geist zu erhalten und die Zukunft sehen zu können, ist ein Prozess von Arbeit und Hingabe – so, wie der große Tzaddik Rabbi Nachman, der es uns vorlebte; und auch unser Rabbi Shalom Arush, der es uns vorlebt. Das ist ein Tzaddik voller Herz, voller Liebe, immer für ihn, immer aufmerksam für ihn, immer hilfsbereit. Voller Liebe zur Tora, immer im Gebet, immer ein Lächeln auf dem Gesicht.

 

In die Zukunft blicken zu können, kann einen Menschen aber auch in die Irre führen – so, wie die Tora über Korach erzählt. Korach war ein Typ, der damals den Putsch gegen Moses arrangierte, wie uns die Tora berichtet. Er hatte den Putsch arrangiert, weil er gesehen hat, dass Gott ihm einen Blick in die Zukunft gab. Korach sah infolgedessen, dass aus seinen Nachkommen der große Prophet Samuel kommen wird.

So dachte er bei sich: „Wenn solch ein Prophet mein Nachkomme sein wird, dann ist es absolut logisch, dass ich groß und angesehen bin.“

Deswegen war für Korach der Moses fehl am Platz und so hatte er vor, Moses zu beseitigen. Was geschah letzten Endes? Bis heute befindet sich Korach in der Hölle mit all denjenigen, die zu ihm hielten – und all das, weil er den Zukunftsblick falsch interpretierte.

 

Man benötigt Feingefühl und Demut für den Blick in die Zukunft. Und deswegen muss ein Mensch sich mit dem Tzaddik verbinden – so, wie Rabbi Nachman aus Breslev sagte, dass er die Kraft besitzt wie König David.

David hatte einen Sohn namens Avshalom. Dieser Avshalom wurde von seinem inneren Schweinehund überwältigt und ihm passte es demzufolge gar nicht, dass sein Vater König ist. So verfolgte er seinen Vater David und wollte ihn ermorden. Letzten Endes wurde Avshalom von Gott bestraft, indem er sich aus Versehen an seinen Haaren erhängte. Avshalom trug eine lange Haarpracht, mit der er stets angab. Eines Tages ritt er unter einem Ast hindurch und seine Haare verfingen sich in diesem Ast, er erhängte sich daran und verstarb. Das war die Strafe dafür, dass er seinen eigenen Vater – König David, der ein großer Tzaddik war – verfolgte und ermorden wollte. Dafür landete er in der Hölle.

 

In der Hölle gibt es sieben Ebenen. Wer in die siebte Ebene kommt, kommt nie wieder aus der Hölle heraus. Bis auf alle Ewigkeit wird er dort sein Dasein verbringen – alle Naziverbrecher und Terroristen. Bis in alle Ewigkeit bleiben sie dort – ohne Erbarmen und ohne Gnade.

In der sechsten Ebene verbringt die Person zwölf Monate und kommt dann automatisch in die fünfte Ebene. Zwölf Monate in die vierte Ebene. Alle weiteren nach oben hin ebenfalls zwölf Monate. Sobald er sich in der ersten Ebene befindet, kommt er automatisch nach zwölf Monaten in den Himmel.

Warum gerade zwölf Monate? Zwölf Monate dauert der Reinigungsprozess der Seele. Aber in der siebten Ebene, von der es kein Entkommen aus der Hölle gibt, ist diese Seele total verdreckt. In diesem Schmutz, in dem diese Person lebte, wird sie bis in alle Ewigkeit bestraft.

 

In diese siebte Ebene kam Avshalom, der Sohn von König David, weil er seinem Vater hinterlistige Fallen stellte. Alles ausführlich über Avshaloms Taten kann im Buch Samuel nachgelesen werden.

König David hatte nicht nur einen Blick in die Zukunft, sondern er konnte die Zukunft klar und deutlich sowie alle Welten vor seinen Augen sehen. So wusste er auch, dass sein Sohn Avshalom sich jetzt in der siebten Ebene der Hölle befindet.

König David sagte sieben Mal „Mein Sohn Avshalom.“

Und jedes Mal, wenn er nur sagte „Mein Sohn Avshalom“, katapultierte er seinen Sohn von der einen Ebene in die nächst höher gelegene. Nachdem König David das siebte Mal „Mein Sohn Avshalom“ sprach, hing sein Sohn zwischen Himmel und Hölle. Nochmals sprach er „Mein Sohn Avshalom“ und ist in den Himmel katapultiert wurden.

 

Wir erkennen hier die Kraft des Tzaddiks. Rabbi Nachman aus Breslev sagte: „Die Kraft, die König David mit einfachen Worten anwendete, um einen Menschen aus der Hölle zu befreien und in den Himmel zu katapultieren, ist immens groß.

Buche dir daher das Ticket und fliege nach Uman. Fliege zu Rabbi Nachman, denn diese Welt gleicht einer Hölle. Rabbi Nachman aus Breslev sagte dazu: „Jeder glaubt an das Paradies. Jeder glaubt an die Hölle.“

 

Warum gleicht der Planet Erde einer Hölle? Weil es hier Krankheiten, Terror, Mord und Totschlag, Betrug, Verletzungen, Kränkungen und negative Ereignisse gibt.

 

Deswegen fliegen wir Chassidim an Rosch Haschana nach Uman zum großen Tzaddik Rabbi Nachman aus Breslev. Denn Rabbi Nachman aus Breslev sagt: „Ich besitze die Kraft wie König David und ich kann einen Menschen mit einfachen Worten aus der Hölle befreien.“

Wir verbinden uns in Uman mit dem großen Tzaddik Rabbi Nachman, indem wir sein Grab besuchen. Er befreit einen Menschen von Krankheit, von finanziellem Druck, von Kinderlosigkeit, vom Singleleben und vom Alleinsein.

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