Der Ratschlag (1)

Jeder Mann, jede Frau, jeder Junge und jedes Mädchen müssen täglich sechzig Minuten in ihre Einsamkeitssuche investieren.

5 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 05.04.21

Jeder Mann, jede Frau, jeder Junge und jedes Mädchen müssen täglich sechzig Minuten in ihre Einsamkeitssuche investieren. Den Ort dafür findet man überall dort, wo man mit Gott alleine sein kann, ohne von jemand anderem oder irgendetwas gestört zu werden, wie z.B. ein Garten, ein Feld, ein Wald, ein Balkon oder dergleichen. Man kann dabei stehen, sitzen oder herumgehen. Ein Mensch hat die freie Wahl. Allerdings ist es ratsam, dass ein Mensch sich dabei bewegt, da ihm dies helfen wird, Worte zu finden. 

In den ersten Minuten eines Gespräches mit Gott muss man sich bei Ihm für alles Gute, was einem widerfuhr, bedanken. Anschließend muss man Gott erzählen, was man den gesamten gestrigen Tag getan und gelassen hat. Dabei muss man jedes Detail offen legen. Jeder muss seine Taten objektiv betrachten und schlussfolgern, ob es gut, schlecht oder besser zu machen war, indem man sich lediglich die Wahrheit eingesteht. Für jede gute Tat dankt man Gott und bittet Ihn um Hilfe, weiterhin Gutes zu tun; und für jede schlechte Tat entschuldigt man sich ganz einfach bei Ihm. Und wenn dir etwas fehlt oder es dir an etwas mangelt, dann musst du Gott bitten, diesen Dingen ein Ende zu setzen.

 
Wie muss man sich bei Gott entschuldigen?
 

  1. Das Sündenbekenntnis: Man muss Gott ausführlich offenlegen, was man tat, indem man Ihm klipp und klar schildert: „Ich habe das und das gemacht.“
  2. Die Sündenreue: Man muss vor Gott zum Ausdruck bringen, dass man gewisse Handlungen bereut.
  3. Die Bitte um Verzeihung: Man muss sich bei Gott dafür entschuldigen, dass man Seinen Willen nicht beachtete.
  4. Der Ansporn für die Zukunft und das Versprechen: Man muss sich entschließen, seine schlechten Taten nicht mehr zu wiederholen.

Jeder, der nach jedem seiner Fehltritte diesen Weg geht, erhält von Gott als Gegenleistung dafür den Erlass seiner Sünden, die Straffreiheit und dazu noch eine Belohnung.
 

Es ergeht folgendes Urteil
 
Es liegt in der Natur eines Menschen, sich andauernd selbst zu beurteilen. Diese Tatsache an sich verkörpert nichts Schlechtes; allerdings ist der Fakt, dass man sich dabei in der Regel nicht richtig beurteilt, ein unbeschreiblich großes Problem, da dies zur Folge hat, dass man einen falschen Schluss zieht bzw. ein verfälschtes Bild über sich selbst erhält. Der Schaden einer falschen Selbstbeurteilung ist immens: Man kommt dadurch zum Entschluss, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung sei und er deshalb keinen Erfolg hat; und dass es sich bei ihm deswegen um einen hoffnungslosen Fall handle … Das Ergebnis seiner völlig realitätsfremden Schlussfolgerungen ist, dass er sich verzweifelt aus der Perspektive eines Verlierers sieht, der meint, vom Pech verfolgt zu sein. Dies wiederum führt dazu, dass er sich selbst nicht ausstehen kann.
 
Es versteht sich von selbst, dass es sich bei jeder Selbstbeurteilung eines Menschen um einen großen Irrtum handelt, wenn das Ergebnis den eben genannten Dingen gleicht. Der Grund dafür liegt auf der Hand, ein Mensch verliert auf diesem Weg langsam aber sicher seinen Verstand und darüber hinaus reißt es ein meilenweites Loch zwischen ihm und Gott. Daher ist es äußerst wichtig, dass man sich dessen bewusst wird, dass der böse Trieb seinen Hauptaugenmerk nicht etwa auf die Ausführung einer Sünde bzw. einer schlechten Tat legt! Im Gegenteil, ihn interessiert in erste Linie die Verzweiflung, in die ein Mensch nach einem begangenen Fehltritt stürzt, da die Ausführung einer schlechten Tat oder die Begehung einer Sünde einen Menschen noch nicht extrem von Gott entfernt. Ganz im Gegensatz zu der Verzweiflung, Depression oder Traurigkeit! Sie entfernen uns aufs Extremste von Gott. Folglich ist es sehr wichtig, dass man sich nach jedem Fehltritt richtig beurteilt. Das Zeichen, ob man sich richtig beurteilt hat, ist, dass man durch ein Glücksgefühl den Ansporn erhält, Gutes zu tun. Mit anderen Worten möchte man sich Gott nähern.
 

Eine richtige Beurteilung umfasst also sieben Regeln:
 
1. Gott möchte, dass die Glaubensfindung von der Fröhlichkeit geprägt ist und nicht etwa von Verzweiflung oder Traurigkeit. Daher muss man gedanklich zunächst überprüfen, was Gott im Grunde genommen von jedem Einzelnen möchte. Kann es wirklich sein, dass Gott daran interessiert ist, dass man traurig, trübselig oder verzweifelt ist? Oder möchte ER, dass man voller Freude und Agilität den Weg zu Ihm sucht? Mit Sicherheit möchte Gott das Letztere!
 
2. Das reuige Geständnis: Man muss sich begangene Sünden bzw. begangene Fehler reuig eingestehen; sich für diese entschuldigen und versprechen, diese nicht noch einmal zu wiederholen. Allerdings stellt sich nun die Frage, wie ein Mensch, der beispielsweise ein reines Nervenbündel ist, Gott verspricht, dass er z.B. nie wieder böse sein wird? Wie? Siehe Regel Nummer 3:
 
3. Gott lässt uns im Laufe des Lebens niemals eine Situation durchlaufen, die über unseren Fähigkeiten liegt! Das heißt, dass man alles im Leben erfolgreich überstehen kann! Ein Mensch, der nach einer Sünde bzw. einer schlechten Handlung denkt, dass er diese nicht von heute auf morgen ablegen könne, muss Gott versprechen, dass er alles in seiner Macht Stehende tut, um diese nicht mehr zu wiederholen. Man muss Gott also versprechen, sich mit einem Problem intensiv auseinanderzusetzen und deshalb gehen wir nun direkt zur Regel Nummer 4:
 
4. Der Lernprozess: Man muss sich jeden Tag eine gewisse Zeit einräumen, in der man lernt, sein Problem aus der Welt zu schaffen, indem man sich Wissen über sein Problem aneignet. Es ist äußerst ratsam, dass man sich dazu einen Stift und ein Blatt Papier zur Hand nimmt, auf das man alle negativen Dinge, die ein Problem oder eine schlechte Eigenschaft beschreiben, auflistet. Man schreibt also auf, welchen Schaden man sich durch eine Sündenbegehung oder durch einen schlechten Charakterzug zuführt. Im Gegensatz dazu muss man ebenso alle positiven Dinge auflisten, die aufzeigen, dass ein Traumleben greifbar nahe sein kann, wenn man sich auf dem Weg des Glaubens hält. Mit diesen Ausarbeitungen muss man sich dann gewissenhaft befassen – solange, bis man in die Lage kommt, ein Problem von der Wurzel aus zu beheben. Das Buch „Im Garten des Glaubens“ eignet sich selbstverständlich als hervorragende Lerngrundlage zur Bezwingung jedes Problems. Dieses Buch beinhaltet Anweisungen, Tipps sowie Ratschläge, die uns hervorragend durchs Leben führen können, da es ja schlichtweg keinen Freiraum für offene Fragen lässt.
 
5. Mit einem Gebet lässt sich alles verändern! Man muss sich jeden Tag eine gewisse Zeit einräumen, in der man Gott darum bittet, seinem Problem ein Ende zu setzen. Dabei ist es sehr wichtig, dass man davon überzeugt ist, dass die Anhäufung von Gebeten Wunder vollbringen kann. Das Gelernte muss man natürlich in die Gebete einbeziehen, damit es auch inhaltlich gehaltvoll ist. Man muss sich also von vornherein darauf einstellen, etliche Gebete an Gott zu formulieren und nicht etwa meinen, dass ein Problem – mir nichts, dir nichts – aufgrund von wenigen Gebeten zum Stillstand kommt. Mit anderen Worten muss sich man seelisch auch auf eine evtl. lange Wartezeit einstellen, denn auch wenn es doch äußerst schnell gehen würde, bedeutet dies nur, dass Gott übergroßes Mitleid mit ihm hatte. Um vorzubeugen, dass man nach etlichen Gebeten nicht das Gefühl bekommt, dass Gott einem etwas schuldig wäre, kommen wir nun zur nächsten Regel:
 
6. Ich habe es nicht verdient, etwas zu bekommen. Ein Mensch muss sich darüber im Klaren sein, dass Gott ihm nichts schuldig ist, demzufolge muss man vom ersten an bis hin zum letzten Gebet Gott darum bitten, den Gebetswunsch zu erfüllen – trotz der Tatsache, dass man dies gar nicht verdient hat. Folglich darf es einen Menschen auch nicht verwirren, dass sein Wunsch nicht sofort in Erfüllung geht. Man muss daher einen kühlen Kopf bewahren und sich fest an das Gebet klammern und nicht etwa beginnen, die Zeit mit anderweitigen Bemühungen zu verdrängen, denn die Geduld zahlt sich bekanntlich aus! Mit etwas Geduld werden alle Gebete von Gott erhört.
 
7. Sich bedanken! Ein Mensch, der jeden Tag den Erfolg einfährt, sein Problem mittels eines Gebets und dem entsprechenden Lernen zu lösen, muss sich bei Gott für dieses großzügige Geschenk stets bedanken. Gott ermöglicht einem Menschen dadurch, dass dieser seinem Problem wahrhaftig ein Ende setzen kann, da sich nur auf diesem Weg etwas zum Positiven verändern lässt. Folglich muss man sich, wie bereits gesagt, bei Gott dafür und insbesondere für jeden kleinsten Fortschritt, den man an sich wahrnimmt, bedanken. Durch solch ein schlichtes Danke zeigt man Gott, dass man ohne Seine Hilfe nichts verändern kann. Daher muss man in einem mit Gott geführten Gespräch nichts schön reden. Im Gegenteil, man muss Gott offen und ehrlich gestehen, dass man von etwas Bestimmten meilenweit entfernt ist oder trotz seines intensiven Lernens und der Gebete keine Fortschritte macht. Darüber hinaus muss man davon überzeugt sein, dass es sich dabei um das Beste für ihn handelt, da man eine Stufe nach der anderen hinaufsteigen muss und nicht etwa in einem Sprung aufsteigt.
 

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