Hörst du Mich?

Stille vor Gott zu finden in einer so turbulenten Welt wie man sie heute vorfindet, hört sich gar nicht so einfach an als es eigentlich ist.

5 Min.

Andrea Jockisch

gepostet auf 04.04.21

Stille vor Gott zu finden in einer so turbulenten Welt wie man sie heute vorfindet, hört sich gar nicht so einfach an als es eigentlich ist. Stille vor dem Schöpfer zu finden und dabei Seiner Stimme zu lauschen, die nicht immer laut und deutlich zu hören ist.

 

Als ich noch ein „Frischling“ im Glauben war und von den weisen Propheten Israels las, zu denen Gott sprach – und das auch in Träume und Visionen –, da war ich fasziniert von der lebendigen Kommunikation zwischen Gott und den Propheten. So fragte ich mich: „Ob Gott wohl auch heute noch zu den Menschen in Worten, Träumen und Visionen spricht? Dazu muss man sich sicherlich auf der Ebene eines weisen Propheten befinden, um sich diese Fähigkeit aneignen zu können.“

 

Als Neuling im Glauben wurde ich vor drei Jahren von Rabbi David Kraus gefragt, ob ich nicht gerne die Homepage Breslev.co.il mit Artikeln von mir beglücken möchte. Aber irgendwie fühlte ich mich damals dazu etwas überrumpelt. Gerne hätte ich schon zu der Zeit etwas geschrieben, aber ich spürte, dass ich mich noch nicht dazu in der Lage fühlte. Der richtige Zeitpunkt dafür war noch nicht da gewesen. Mir fehlte es an Glaubenserfahrung, sodass ich nur sehr wenig aus der Sicht des Glaubens hätte schreiben können. Nun – zwei Jahre später – spüre ich deutlich und regelmäßig, wie Gott auch zu mir spricht und sich die Fähigkeit in mir entwickelt, Artikel daraus zu fassen. Einst sprach ich mit Gott und Er mit mir nur in einem Dialog. Heute hat mir der Schöpfer ins Herz gelegt, meine Gedanken und Worte in die Welt hinauszutragen. Ja, ich habe erkannt, für welchen Zweck Er mich benötigt: Das Licht der Emuna in den Herzen der Menschen zu entzünden, die sich nach Ihm sehnen. Gott gebraucht mich als Stift in Seiner Hand, was Er auch hin und wieder in meinen Träumen andeutet. Oftmals kann ich mich nach dem Aufwachen nicht mehr daran erinnern, was ich träumte, aber wenn es Träume gibt, an die ich mich detailgetreu erinnern kann, dann wiederholen sie sich in den darauffolgenden zwei Nächten. Von einem meiner faszinierenden Träume möchte ich an dieser Stelle berichten:

 

Ich träumte vom Treffen mit Rabbi David Kraus in Jerusalem. Er führte mich durch die Altstadt von Jerusalem und zeigte immer auf ein Gebäude, das man von weitem sehen konnte, mit einer Wendeltreppe. Das war ein Turm, der Turm König Davids. Dann sah ich, dass der Weg, der um die Stadtmauer führte, kaputt war. Es fehlten Steine. Ich sammelte einzelne Steine vom Wegesrand, die aus der Mauer gebröckelt waren, und füllte damit den Weg wieder auf. Das war wie Mosaik legen. An der Mauer gelehnt stand eine ausgebrochene Steinplatte, auf der ein farbiges Relief erkennbar war.

 

Natürlich erzählte ich daraufhin Rabbi David Kraus von meinem außergewöhnlichen Traum. Er konnte mir diesen deuten und sagte: „Ich zeige dir in deinem Traum, wie du dein Leben nach oben zu Gott finden kannst … Du gehst auf dem Pfaden der Heiligen, die immer im Gebet gegangen sind und sich an das Wort Gottes und den wahren Propheten ein Beispiel nahmen, das sind die Steine…“

 

Ich war fasziniert von seiner Erläuterung, weil ich mir unter meinem Traum nichts vorstellen konnte, was es mit den fehlenden Steinen und diesem Turm mit der Wendeltreppe auf sich hatte.

 

Ja, der Schöpfer spricht zu jedem Menschen auf eine ganz individuelle Art und Weise – ob durch einen brennenden Busch mit Moses oder zu Jakob in einem Träumen. Er spricht zu den Menschen, die bereit dazu sind, sich in der Stille im Herzen und der Seele mit Gott zu verbinden. Die Stille schafft klare Gedanken, ein ruhiges Herz und das Aufatmen der Seele. Natürlich mag es auch Situationen geben, in denen sich ein Mensch im Trubel des Alltags von Gott angesprochen fühlt – auf eine laute Weise. Manchmal schreit Gott ganz laut in das Herz eines Menschen, wenn dieser z.B. seine Zeit nur im geschäftigen Tun verbringt, er also in der Gefahr schwebt, die Verbindung zu Ihm nicht mehr aufrecht erhalten zu können. Manchmal muss Gott einen Menschen regelrecht anschreien, damit dieser wachgerüttelt wird. Einem Menschen hingegen, dessen Herz und Seele sensibilisiert auf den Schöpfer ausgerichtet sind, dem berührt Er sanft das Herz, weil es bei diesem Menschen nicht notwendig ist, ihn anzuschreien, damit er Seine Stimme wahrnimmt.

 

Ein weiser Mann sagte einmal: „Wer in der Einsamkeit lebt, also Hitbodedut (das persönliche Gespräch mit Gott in der Einsamkeitssuche) macht, wird drei Kämpfen entrissen: Dem Hören. Dem Reden. Dem Sehen. Der einzige Kampf, der bleibt, ist der Kampf mit sich selbst.“

Mehr denn je brauchen wir diese Worte in der jetzigen Zeit. Mehr als sonst hören wir den Lärm dieser Welt, reden über so vieles, sehen den massiven Informationseinfluss durch die Medien- und Werbewelt. Mehr denn je lenken wir durch solche Dinge von uns selbst ab. Darin birgt sich die Gefahr, unsere Mitte zu verlieren – nämlich die Verbindung zu unserem Schöpfer. Und deshalb lockt Er uns heute umso mehr in die Einsamkeitssuche mit Ihm – dorthin, wo wir von nichts abgelenkt werden. Zur Stille gehört auch das Schweigen. Denn Schweigen fördert die Stille, gibt ihr Raum, damit Gott in uns Raum gewinnen kann.

 

Was man sich in der Einsamkeitssuche besonders abgewöhnen sollte: Die Uhr. Denn die Uhr ist der Feind der Stille. Die Uhr sorgt dafür, dass man nach der Stille gleich wieder in seine Alltagsroutine zurückfällt und alles vorher Geschehene aus der Einsamkeitssuche wieder vergessen wird. Auch ist das Gebet kein Leistungssport, bei dem eine Stoppuhr zum Einsatz kommt. Wer die Stille also funktionalisieren möchte, der wird sie demzufolge auch nicht finden können.

 

Der Schöpfer spricht zu einem Menschen, wann Er will. Bereits der weise Prophet Elia hat es in der Höhle auf dem Berg Horeb erfahren, dass Gott nicht immer laut redet. So im 1. Buch Könige 19,11-13:

 

„Da sprach der HERR zu ihm: ‚Geh hinaus und stell dich auf den Berg vor den HERRN, denn der HERR wird vorübergehen.‘ Zuerst kam ein heftiger Sturm, der die Berge teilte und die Felsen zerschlug, vor dem HERRN her. Doch der HERR war nicht im Sturm. Nach dem Sturm bebte die Erde, doch der HERR war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer, doch der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer ertönte ein leises Säuseln. Als Elia es hörte, zog er seinen Mantel vors Gesicht, ging nach draußen und stellte sich in den Eingang der Höhle …“

 

Gott schweigt nicht. Er sprach damals zu den weisen Propheten Israels und das tut Er auch heute noch zu uns. Wer die Stimme des Schöpfers nicht wahrnehmen kann, sollte sich die Frage stellen, ob es nicht daran liegt, dass er bisher noch nicht richtig hingehört hat, weil die Worte um ihn herum und in ihm viel zu viel Radau machen. Daher ist alles, was Gott von uns möchte, für Ihn da zu sein. Mit all meinem Herzen bei Ihm zu sein. Ich bei Ihm, Er bei mir. Und Ihm erzählen, und mir erzählen lassen.

 

Und wenn du Gott von deinen Problemen erzählst, dann denke stets daran: Du darfst Gott erzählen, wie groß deine Probleme sind. Aber danach musst du deinen Problemen erzählen, wie groß Gott ist. Wenn dir mal die Worte fehlen, um das, was dir am Herzen liegt, vor Gott auszudrücken, dann wisse, dass du nicht immer etwas erzählen musst, weil Er deine Gedanken lesen kann und deine Gefühle versteht. Beten ist im Grunde nicht mehr und nicht weniger als in Gottes offene Arme zu fallen, sich Seine Zuwendung gefallen zu lassen.

 

Dein himmlischer Vater spricht zu dir: „Ich bin immer für dich da. Ich bin nie zu beschäftigt, um mit dir zu reden. Wenn du die Dinge, die Meine Worte zu übertönen versuchen, zum Schweigen bringst, wirst du anfangen, Mein leises Reden zu vernehmen. Wenn du nicht weißt, wohin du gehen sollst, wirst du hören, wie Ich selbst dir den Weg weise. Wenn du einen Freund brauchst, wirst du hören, wie Ich dir zuflüstere: ‚Ich bin da.‘ Wenn du Trost brauchst, wirst du hören, wie Ich dir zurufe: ‚Komm zu Mir.‘ Lass dich von deiner Aufregung und Unsicherheit nicht daran hindern, Meine leise, sanfte Stimme zu hören. Komm innerlich zur Ruhe, und mache dir bewusst, dass Ich dein himmlischer Vater bin und das du Mein geliebtes Königskind bist. Du machst Mich sehr glücklich, wenn du auf Mein Reden hörst.“

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1. Doris Horn

7/07/2017

Aus dem Herzen gesprochen

Dieser wunderbare Artikel von Andrea J. u. David K. ist für mich wie ein Flashback meiner letzten Jahre – große Ähnlichkeiten, Erkenntnisse u. Erfahrungen habe ich durchlebt. Der Dialog mit G-tt ist mir täglich ein Bedürfnis geworden…..man kann mich sogar beim Autofahren "brabbeln" sehen 🙂 Noch etwas Spaßiges – mein Umfeld meint oft:"Ich möchte den (unsichtbaren) Besuch wegschicken". Stille u. Einsamkeitssuche ist in der hektischen Zeit für mich sehr wichtig geworden, aber Ihr seht, es geht auch anders, wenn im Herzen die Emuna stark verankert ist. G-tt ist der einzige Ratgeber u. Wegweiser, das habe ich begriffen. So umschiffe ich Klippen u. gehe auch keine Irrwege mehr !

2. Anonym

7/07/2017

Dieser wunderbare Artikel von Andrea J. u. David K. ist für mich wie ein Flashback meiner letzten Jahre – große Ähnlichkeiten, Erkenntnisse u. Erfahrungen habe ich durchlebt. Der Dialog mit G-tt ist mir täglich ein Bedürfnis geworden…..man kann mich sogar beim Autofahren "brabbeln" sehen 🙂 Noch etwas Spaßiges – mein Umfeld meint oft:"Ich möchte den (unsichtbaren) Besuch wegschicken". Stille u. Einsamkeitssuche ist in der hektischen Zeit für mich sehr wichtig geworden, aber Ihr seht, es geht auch anders, wenn im Herzen die Emuna stark verankert ist. G-tt ist der einzige Ratgeber u. Wegweiser, das habe ich begriffen. So umschiffe ich Klippen u. gehe auch keine Irrwege mehr !

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