7 Gebote der Nachkommen Noahs

Details der Glaubensgrundlagen. Die sieben Gebote der Nachkommen Noahs sind verpflichtende Anweisungen (Mizwot lo tasse) ...

25 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 04.04.21

Übersetzt von Rabbiner David Kraus (M.A in Psychologie und Integrativer Psychotherapie | Dipl. Paar- und Familientherapeut | Dipl. Pädagogischer Elternberater) finden Sie bei Facebook.

 

Die sieben Gebote der Nachkommen Noahs – Details der Glaubensgrundlagen

 

Die sieben Gebote der Nachkommen Noahs sind verpflichtende Anweisungen (Mizwot lo tasse), da sie das Fundament für die Weltsicherheit und das Ebenbild Gottes im Menschen bilden. Deshalb handelt es sich hierbei um Verbote, welche man nicht übertreten darf. Sobald aber ein Mensch beginnt, seinen Glauben aufzubauen, benötigt er auch aktive Gebote, die den Menschen dazu führen sollen, den Willen des Schöpfers zu erfüllen und in seinem Innersten zuverankern. Nun werden wir ausführlich beleuchten, wie ein Nachkomme Noahs praktisch den Glauben an den Schöpfer erreichen und Seine Gebote erfüllen kann. Jeder Mensch, der sich dazu entschließt, die sieben Gebote der Nachkommen Noahs zu erfüllen, also auch alle dazu gehörenden Grundlagen des Glaubens, wird dadurch spirituelles Wachstum erfahren und ein geistig ideelles Leben erlangen, indem er seiner eigentlichen Lebensbestimmung gerecht wird.

 

Das erste Gebot: Die Emuna – die Kraft des Glaubens

 

Wir haben bereits gelernt, dass der hauptsächliche Lebenssinn und Zweck eines Menschen darin besteht, an den Schöpfer zu glauben, Ihn zu erkennen und zu erfahren. Es hat sich herausgestellt, dass es sich hier auch um das erste Gebot für die Menschheit handelt. Unsere Weisen haben in der Ordnung der sieben Gebote als erstes Verbot das Verbot des Götzendienstes aufgeführt. In dieser Regel geht es nicht nur um das Unterlassen von etwas sehr Negativem, sondern auch um die Anweisung zu einem positiven Tun des Menschen. Parallel zum Verbot steht also das Gebot der Ausübung des Glaubens. Was bedeutet das Verbot des Götzendienstes? Es sagt aus, dass es einem Menschen nicht gestattet ist, nebst dem Glauben an Gott eine andere übernatürliche Kraft danebenzustellen. Man muss also glauben, dass es außer dem Schöpfer nichts weiter mehr gibt. Man hat für alles immer nur unseren Schöpfer anzusprechen, sich bei Ihm zu bedanken, sich bei Ihm zu entschuldigen und sich mit Ihm zu beraten. Es gibt keinerlei Stellvertreter Gottes. Ferner muss sich ausnahmslos jeder und jede bemühen, den Schöpfer kennenzulernen und an Ihn zu glauben; dass es neben dem Schöpfer, der Einer ist, keinen weiteren gibt wie Ihn sowie Er einzig und allein immer unser Gott war, ist und sein wird. Er, der die Handlungen und Gedanken eines jeden Menschen kennt und über jeden Menschen Seine schützende Hand legt. Er, der Gutes den Hütern seiner Gebote erweist, der die Übertreter seiner Gebote bestraft sowie der einzig und allein nur angebetet werden soll und kein anderer außer Ihm! Dieses Verbot ist das wesentlichste der göttlichen Weisung – die Hauptsache, von der alles andere abhängt.

 

Die Tatsache, dass das Gebot des Glaubens das erste für die Nachkommen Noahs verpflichtende Gebot ist und auch das erste der zehn Gebote ist, lehrt uns, dass dieses Gebot fundamental für die Menschheit ist. Diese Pflicht ist der Kern aller weiteren Gebote und aller anderen Pflichten eines Menschen und somit auch das Gerüst des Charakters sowie des praktischen Lebensweges. Sobald ein Mensch dieses Gebot des Glaubens erfüllt, kann er darauf alle weiteren Tugenden und Gebote ordnungsgemäß aufbauen – so, wie wir es in diesem vorliegenden Buch gelernt haben oder so, wie es in der Bibel bei Habakuk geschrieben steht: „Da kam der Prophet Habakuk und stellte alles auf eines. – Der Gerechte wird in seinem Glauben leben.“

 

Die Grundlehre des Glaubens beinhalten nicht nur den Glauben daran, dass es nur einen Schöpfer des Universums gibt und Er der Gott der gesamten Menschheit ist. Nein, viel mehr ist es auch unsere Pflicht, daran zu glauben, dass der Schöpfer der Welt alles allein erschaffen hat. Nur Er allein hat alles vollbracht, vollbringt alles und wird alles vollbringen; Er, der alle Geschöpfe schafft und erhält, welcher der Schöpfer war, ist und sein wird; Er, der kein Körper ist, keinen körperlichen Begriffen unterliegt und mit dem nichts Ähnlichkeit hat; Er, welcher der Erste war, zuletzt noch sein wird und allein würdig ist, dass man zu Ihm betet und sonst nichts und niemand anderes angebetet werden darf.

 

Deshalb muss man daran glauben, dass der Schöpfer eins ist, einzigartig in seinem Einssein; es absolut nichts gibt, dass Ihn aufhält oder stört; es auch keine Ihm entgegengesetzte Kraft gibt. Auch gibt es unter Ihm nichts, was Einfluss auf die Erde hat, was bedeutet, das gegen Ihn auch keinerlei Engel oder andere mystische Kräfte arbeiten – so, wie es das Heidentum behauptet. Der Schöpfer der Welt nimmt einen jeden Menschen individuell in Seine Obhut. Es geschieht also nichts auf diesem Planeten, außer dem Willen des Schöpfers und von Seiner Hand. Und es passiert nichts zufällig, auch nicht, weil es die Natur so vorsieht; oder als Glück, sondern Er richtet über die ganze Welt und alles, was sich darauf befindet und urteilt über jedes Geschehen im ganzen Universum.

 

Diese Thematik zu hören und zu verstehen ist nicht allein die Pflicht derer, die sich bemühen, den Schöpfer kennenzulernen. Es ist die Pflicht eines jeden Menschen, sich explizit darauf zu konzentrieren, Ihn zu verstehen und das Wissen über Ihn zu erweitern, die Gottesgegenwart zu suchen und zu verinnerlichen. Es ist auch die Pflicht eines jeden Menschen, sich den Schöpfer gedanklich immer wieder zu vergegenwärtigen, Seine Größe zu visualisieren, was bedeutet, dass wir verpflichtet sind, Ihn zu lieben, uns mit Ihm zu verbinden, Ihn zu respektieren, Ihn zu ehren und Ihn um Vergebung zu bitten. Deshalb beichten wir unsere Verfehlung ausschließlich Ihm allein und niemand anderem sonst.

 

Ferner ist es die Pflicht eines jeden Menschen, die göttliche Weisung des Schöpfers zu respektieren und zu ehren – so auch die gelehrten Weisen Seiner Gebote und auch die Studenten Seiner Lehre und auch alle Heiligen Schriften und alle heiligen Orte. All das sagt aus, dass es die Pflicht eines jeden Menschen ist, an die Weisungen Moses zu glauben und man seine und auch alle weiteren Prophetien aus dem Tanach nicht negieren oder leugnen darf. Man muss also auch daran glauben, dass die sieben Grundgebote von Gott selbst offenbart wurden, was wiederum bedeutet, dass es die Pflicht eines jeden ist, die sieben Gebote der Nachkommen Noahs zu erfüllen.

 

Deshalb muss jeder Nachkomme Noahs stets die Wahrheit an der mosaischen Bibel und dem gesamten Tanach betrachten, so auch die Wahrheit der Prophetie Moses, die Wahrheit am Ereignis der Offenbarung am Berg Sinai, die Wunder beim Auszug der Israeliten aus Ägypten und der Wüstenwanderung des Volkes Israel. Ein Nachkomme Noahs muss auch an das Jenseits glauben, also an die kommende Welt, die Auferstehung der Toten, an die Vision der Letzten Tage – so, wie es in den Prophetenbüchern geschrieben steht. Außerdem ist es wichtig, den Tanach zu studieren, um so zu erfahren, welche biblischen Versprechen in der Zukunft die Menschheit erfahren wird.

 

Selbstverständlich muss man den Schöpfer auch kennenlernen, also auch Seine Eigenschaften entdecken. Man muss verstehen lernen, wie Er Seine Barmherzigkeit in dieser Welt walten lässt und wie wir sie empfangen können, was heißt, dass alle Menschen aus allen Ländern dieser Welt dieses vorliegende Buch vollständig lesen, daraus lernen und sich danach richten müssen.

 

Das Verbot des Götzendienstes verbietet selbstverständlich jedes Anbeten von Götzen jeglicher Art. Man darf auch nicht daran glauben, dass es nebst dem Schöpfer noch weitere Götter gibt oder eine andere spirituelle Kraft. Einem Nachkommen Noahs ist es auch verboten, an jeder Art solcher abweichenden Gottesdienste oder „geistlichen Zeremonien“ teilzunehmen. Es ist ihnen auch verboten, sich für das Heidentum zu interessieren, Götzen selbst herzustellen oder am Bau eines Gebäudes, in dem Heidentum und Götzendienst betrieben wird, mitzuwirken.

 

Diese Verbote beinhalten noch viele weitere Einzelheiten. So ist es einem Nachkommen Noahs auch untersagt, sich mit Okkultismus und magischer Hexerei zu beschäftigen. Man darf keine Hellseher, Wahrsager und Wunderheiler aufsuchen, also all jene Irrlehrer, die vorgeben, die Zukunft voraussehen zu können, indem sie aus dem Kaffeesatz, einer Hellseherkugel oder Tarotkarten usw. lesen.

 

Außerdem sollte man auch nicht die Kraft der Sternzeichen überbewerten, was bedeutet, dass man nicht an ein Horoskop glauben soll, es also am besten gar nicht erst liest. Man sollte nur an den Schöpfer der Welt glauben und sich nicht weiter mit der Frage beschäftigen, was die Zukunft bringen könnte. Wer an den Schöpfer glaubt, der befragt auch keine Mirakel, oder versucht über ein Medium Kontakt mit Verstorbenen aufzunehmen, zu hexen, Dinge vorherzusagen usw. Es ist wünschenswert, sich von jeglichen Befürwortern der Magie, und spirituell-mystischen Esoterik fernzuhalten. Man sollte auch keinesfalls Münzen werfen, sondern ausschließlich nur an den Schöpfer glauben und sich nur an Ihn wenden. Es ist natürlich auch verboten, neue Religionen zu begründen oder Ge- und Verbote zu den bereits bestehenden hinzuzufügen oder zu ändern. Man darf auch nicht den Worten falscher Propheten Glauben schenken.

 

Aus diesem Gebot ergeht auch, den Schöpfer anzubeten.

 

Ein Teil des Verbotes des Götzendienstes und dem Gebot, an den Schöpfer zu glauben, ist auch das tägliche Gebet, welches ein Nachkomme Noahs ausführt, insbesondere bei besonderen Anlässen oder in schweren Zeiten. Besondere Anlässe sind z.B. Angelegenheiten, die mit Geld, Gesundheit, Partnerschaft usw. zu tun haben. Tatsächlich erleben wir tagtäglich, wie Menschen aus aller Welt das Gebet vollziehen, um sich von einem Problem zu befreien und das Erbarmen Gottes zu erfahren. Die Weisen sagen uns auch, dass es die Pflicht eines jeden Menschen ist, sich auch ohne einen besonderen Anlass oder Grund an den Schöpfer zu wenden. Alle Menschen sollten also mit dem Schöpfer reden, sich mit Ihm unterhalten, eine fruchtbare Beziehung zu Ihm schaffen und sich jeden Augenblick an Ihn wenden, sich bei Ihm entschuldigen, Ihn um etwas bitten oder sich bei Ihm bedanken.

 

Die Gebote des Betens und des Glaubens umfassen auch die Pflicht, sich beim Schöpfer in jedem Augenblick zu bedanken. Der Schöpfer, welcher einen jeden Menschen mit reichlich Segen, Hilfe und endloser Liebe in jedem Augenblick beschenkt, sollte die Dankbarkeit eines Menschen erfahren, der sich z.B. vor und nach jeder Mahlzeit beim Schöpfer bedankt. Auch bevor man sich schlafen legt und nach jedem Aufwachen. Abraham, der Hebräer war es, der genau dieses Prinzip in der Welt verbreitete. Er gab uns mit auf den Weg, dass es empfehlenswert sei, sich für das tägliche Brot, das wir bekommen, zu bedanken und darüber den Segen zu sprechen, indem wir nur Seinen großen Namen preisen und nicht etwa den eines anderen. Der Ewige gibt uns täglich unser Brot, damit wir uns stets ins Gedächtnis rufen, dass Er, der Schöpfer, alle nach ihrem Verlangen sättigt und die ganze Welt in Seiner Güte ernährt.

 

Im Talmud und im Midrasch wird beschrieben, wie Abraham einen Rast- und Gasthof baute, damit Reisende sich dort ausruhen könnten. Er gab ihnen als seinen Gästen Nahrung und einen Schlafplatz. Nachdem die Gäste gegessen und getrunken hatten, priesen sie Abraham stehend und segneten ihn. Abraham war sehr verwundert über ihr Tun und sagte ihnen: „Habt ihr etwa von meinem Brot gegessen? Von unserem Schöpfers Brot habt ihr gegessen! Bedankt euch und sprecht Segen über den, der sprach: Es werde die Welt!“  Sie erwiderten: „Was sollen wir sprechen?“  Da sagte Abraham: „Gelobt sei Er, Gott der Welt, von dessen Eigentum wir gegessen haben.“  So lehrte Abraham die Menschheit den Namen des Schöpfers zu rufen – den Gott der Welt.

 

Die Nachkommen Noahs haben zwar nicht die Pflicht, Segenssprüche vor dem Genuss verschiedener Speisen zu sprechen, trotzdem ist es einfach logisch, dass jeder vernünftige Mensch sich aus Dankbarkeit heraus beim Schöpfer für alles und in jedem Moment bedankt – so, wie König David einst sagte: „Geht ein zu Seinen Toren mit Danken, zu Seinen Vorhöfen mit Loben; dankt Ihm, preist Seinen Namen!“  So wäre es auch wünschenswert, über den Duft und den wohltunenden Gerüchen, für den Regen, beim Anblick blühender Bäume und für alles Gute, was der Schöpfer uns gibt, den Segen zu sprechen.

 

Und so, wie wir über Gutes den Segen sprechen, so wäre es auch ratsam, dass wir es ebenso über das tun, was als Schlechtes erschaffen wurde, weil auch dies in Wahrheit nur zu unserem Besten dient. Der Schöpfer liebt seine Geschöpfe mehr als die Geschöpfe sich selbst lieben können. Und wenn Er einen Menschen mit Plagen belegt, möchte Er ihn darauf aufmerksam machen, sein Tun zu korrigieren – so, wie es heißt: „Gerecht ist der Ewige in all Seinem Tun.“ So, wie ein sorgender Vater seinem Sohn aus Liebe ab und zu die Leviten liest, damit dieser beginnt, seine Wege zu korrigieren. Deshalb muss der Mensch sich vor allem, was er tut, beim Schöpfer bedanken – so, wie wir es im Buch „The Garden of Gratitude“ ausführlich beschrieben haben. 

 

Folglich erkennt man, dass die Pflicht des Glaubens eine universelle Pflicht der Menschen ist. Es gibt also überhaupt keinerlei Unterschied zwischen den Menschen. Die Menschheit muss ausnahmslos an den Schöpfer der Welt glauben und sich in jedem Augenblick an Ihn wenden. Ebenso – trotz der Tatsache, dass er nicht dazu verpflichtet ist – wäre es von jedem Nachkommen Noahs empfehlenswert, dass er täglich am Morgen und in der Nacht den Vers sagt: „Schma Israel, Ado-nei Elo-Heynu Ado-nei Echad“ (dt.: Höre Israel, der Ewige ist unser Gott, der Ewige ist einzig). Und das, weil er dazu verpflichtet ist, zu glauben, und dieser Vers beinhaltet das Fundament des Glaubens, dass der Ewige, unser Gott, einzig ist, was bedeutet, dass Er einzig ist in Seiner Einzigartigkeit, die es sonst nicht gibt und nur deshalb wird empfohlen, diesen Vers zu sprechen.

 

Außerdem ist es einem Nachkommen Noahs auch nicht verboten, sich mit den Weisen Israels zu verbinden, die heiligen jüdischen Orte aufzusuchen oder in einer Synagoge zu beten und sie dürfen auch das Tikkun HaKlali beten – das Gebet für die allumfassende Seelenkorrektur sowie die allgemeine Verbesserung, welches von Rabbi Nachman aus Breslev offenbart wurde. Das Tikkun-HaKlali-Gebet besteht aus 10 der 150 Psalmen Davids, welches Psalm 16, 32, 41, 42, 59, 77, 90, 105, 137 und 150 beinhaltet. Selbst wer nicht verpflichtet ist, dies zu praktizieren, es aber dennoch tut, weil er es so will, erhält so den selben spirituellen Effekt wie jemand, der dazu verpflichtet ist. Auch die Hitbodedut fällt darunter, also das tägliche Gespräch mit Gott, in der Abgeschiedenheit, welches kein ausdrückliches Gebot in den Heiligen Schriften darstellt. Es ist aber das Ergebnis eines wahren Glaubens. Folglich muss sich jeder Mensch, der an den Ewigen glaubt, auch täglich eine Stunde mit dem Schöpfer treffen und mit Ihm sprechen.

 

Folgendes wird in der Vision der Letzten Tage erwähnt: „…denn Mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker sein.“, d.h. der Heilige Tempel in Jerusalem ist eine Stätte, in der alle Völker zu Ihm beten können. Gebete stehen für die Opfergaben, was heißt, dass jeder Mensch einen spirituellen Auftrag für die Welt hat, dass jeder darauf hoffen muss, dass der Tempel bald wieder erbaut werde. Denn so wird es bald wieder eine internationale Stätte des Gebetes für die ganze Menschheit geben. Und ein Teil dieses Gebotes ist auch so zu verstehen, dass es für jeden Menschen angebracht ist, zu spenden und Werke der Nächstenliebe zu tätigen, da diese Handlungen ebenfalls einer Opfergabe gleichen. So steht diesbezüglich im Buch des Propheten Hosea geschrieben: „Denn an Liebe habe Ich Wohlgefallen und nicht am Opfer.“ Auch der weise Maimonides äußerte sich dazu: „Ein Nachkomme Noahs, der ein weiteres Gebot aus der Tora erfüllen möchte, um dafür belohnt zu werden, den halten wir nicht davon ab, das Gebot halachisch korrekt auszuführen. Und wenn er eine hohe Opfergabe bringt, dann wird sie von ihm angenommen. Gibt er eine Spende, dann wird sie genommen.“

 

Zweites Gebot: Das Verbot der Gotteslästerung

 

Es ist verboten, Gott zu verfluchen oder geringschätzig über Ihn zu reden. Ein Mensch hat den Schöpfer zu ehren, der ihm das Leben auf dieser Welt gegeben hat. Der Mensch darf dem Schöpfer auch nichts vorwerfen, da Er alles nur zu unserem Besten tut, wofür man dem Ewigen Ehre erweisen muss.

 

Wir stehen in der Verpflichtung, den Ewigen zu ehren und Ihn zu lieben. Wie könnte es dann sein, dass jemand den Schöpfer verflucht? Und noch ernster zu nehmen ist das Verbot der Gottesleugnung. Es gibt nichts, was undankbarer als dieses ist. Deshalb ist es auch untersagt, wissenschaftlichen Studien Glauben zu schenken, die besagen, die Welt sei durch einen Urknall entstanden, also ohne das Mitwirken Gottes. Ebenso darf man nicht daran glauben, dass diese Welt von der Natur gelenkt wird oder gar Dinge rein zufällig passieren und nicht etwa, weil es der Schöpfer so wollte. Auch Wissenschaftlern, die verschiedene Ansichten der Weltentstehung vertreten und Gott, den alleinigen und wahren Schöpfer des Universums und der Geschöpfe, infrage stellen, darf man keinen Glauben schenken. Die göttliche Weisung führt an, dass der, welcher trotzdem all diesen atheistischen Dingen Glauben schenkt, ein Götzendiener ist, der das Heidentum lebt. Dazu zählt: 1. Wer sagt, es gäbe nicht einen Namen Gottes und die Welt hätte keinen HERRN. 2. Wer behauptet, Gott sei eine Zweifaltigkeit und Zweieinigkeit oder mehr. 3. Wer sagt, es gäbe einen Gott, der habe aber einen Körper und eine bestimmte Gestalt. 4. Wer sagt, Er sei nicht allein der Erste, der auch alles geschaffen hat, sondern vor Ihm war etwas anderes, das die Welt erschuf. 5. Wer einer anderen Kraft neben Gott dient, damit diese ein gutes Wort bei Gott einlegt, sie also einen Vermittler darstellt.

 

So müssen sich auch alle Forscher, Wissenschaftler und Ärzte, die Menschen heilen, immer wieder bewusst sein, dass unser Schöpfer es war, der die Welt erschuf und die gesamte Menschheit sowie die Welt am Leben erhält und nur Er es ist, der jedem Mensch die Kraft gibt, Gutes zu vollbringen sowie erfolgreich zu sein und Er über jeden Menschen Seine schützende Hand hält.

 

Positiv beinhaltet das Verbot der Gotteslästerung, die Weisung Gottes zu ehren und die Heiligen Schriften zu achten, in denen diese Weisung niedergelegt ist. Jedem Menschen ist aufgetragen, die geltenden Gebote zu studieren, also die sieben noachitischen Weisungen und alle damit zusammenhängenden Regelungen sowie die weiteren Pflichten, die allen Menschen obliegen.

 

Drittes Gebot: Lebenserhaltung

 

Hier handelt es sich um das Verbot der Tötung von Menschenleben. Der Mensch wurde zum Ebenbild Gottes erschaffen. So hat der Schöpfer dem Menschen das Leben geschenkt. Daher hat ein Mensch auch kein Recht, Leben zu nehmen, da dies gegen das Gesetz verstößt. Es gilt den weiteren Bestand der Menschheit zu erhalten, zu mehren und zu fördern und mit dem gebotenen Respekt zu achten.

 

Das Leben ist ein göttliches Pfand, welches der Schöpfer in die Hände eines jeden Menschen gelegt hat. Unser Schöpfer hat uns unser Leben geschenkt. Es ist ein Pfand und deswegen müssen wir auch auf unser Leben achten, es weder schädigen noch töten – ob Mann, Frau, Kind, Greis oder Embryo im Mutterleib. Dies bedeutet, dass auch ein Schwangerschaftsabbruch von keinem Menschen durchgeführt werden darf, da sie einer Tötung gleichzusetzen ist. Erlaubt wäre es nur, wenn man dafür eine Erlaubnis eines Rabbiners erhält, der ein Spezialist auf dem Gebiet des göttlichen Regelwerks ist. Folglich darf eine Frau auf keinen Fall abtreiben lassen und auch ein Arzt sollte sich nicht mit dieser Materie befassen (es sei denn, ein ausgebildeter Rabbiner erlaubt es), da es sich hierbei eben um einen eindeutigen Mord handelt.

 

Der gesetzliche Kodex der göttlichen Weisung in diesem Bereich ist sehr umfassend und tiefgehend. Die göttliche Weisung besagt, dass selbst in Situationen, in der eine Schwangerschaft Fragezeichen aufwirft, der Embryo im Mutterleib also schwerkrank ist oder wenn eine Schwangerschaft den Verdacht hervorruft, die Mutter könnte dadurch schwer erkranken, ja selbst bei all diesen Ausnahmefällen sind sogar gewisse halachische Gesetzesausleger (die Poskim) der Meinung, dass eine Tochter Noahs nicht abtreiben dürfe. Dem entgegensetzt gibt es aber auch Meinungen, die weniger starr sind. Trotz der Tatsache, dass eine Abtreibung als Mord zu werten ist, gibt es dennoch Situationen, in denen eine Abtreibung erlaubt wird. Wenn also das Leben des Embryos das Leben der Mutter gefährdet, die Mutter sozusagen durch eine Schwangerschaftsfortführung sterben könnte, dann wäre in so einem Fall eine Abtreibung erlaubt.

 

Auch die Tötung eines todkranken Menschen ist verboten, selbst wenn er nur noch eine vorhersehbar kurze, aber leidvolle Lebensspanne hat und er deshalb darum bittet, seinem Leben ein Ende zu setzen. Was heute als „Sterbehilfe“ bezeichnet wird, ist nach der göttlichen Ordnung eine Tötung. Daher sind auch Organtransplantationen, die eine Beeinträchtigung der Lebenserwartung des Organspenders erwarten lassen, verboten. Man darf auch keine Tötung beauftragen, was bedeutet, dass man keinen anderen beauftragt, eine weitere Person zu töten. Man darf auch keine zum Tode führende Handlung durchführen, wie z.B. einen Menschen in eine Grube werfen oder ihm die Nahrung entziehen, bis er verhungert. Es darf auch keine Todesstrafe für Verbrecher und Gesetzesübertreter einfach so vollzogen werden, es sei denn, sie erfolgt nach gerichtlicher Anordnung. Wenn ein Nachkomme Noahs dazu gezwungen wird, einen anderen Menschen zu töten, mit der Drohung, dass er im Falle einer Weigerung dafür mit seinem eigenen Leben bezahlen werde, dann ist es seine Pflicht, zu sterben, anstatt selbst jemand anderen zu töten. Wenn ein Mensch verfolgt wird und er sich so schützen kann, ohne das Leben seines Verfolgers anzutasten, so ist ihm das Töten in diesem Fall verboten. Kann sich aber der Verfolgte nicht durch Flucht oder sonst irgendwie vor der Bedrohung retten, so ist es ihm erlaubt, seinem Verfolger zuvorzukommen und sein eigenes Leben dadurch zu bewahren, indem er ihn tötet, wie es heißt: „Steh auf, den zu töten, der kommt, um dich zu töten.“ Das Töten des Feindes in einem Krieg, der zur Selbstverteidigung geführt wird, ist im Sinne der Notwehr zulässig, wie oben erklärt wurde. Ein Angriffskrieg jedoch darf nicht geführt werden, außer es geht um die Rettung von gefährdetem Menschenleben. Auch hat der Mensch kein Recht, an sich selbst Hand anzulegen und sich das Leben zu nehmen – so, wie es im 1. Buch Moses heißt: Jedoch euer eigenes Blut will ich fordern.“ Auch darf man sich nicht grundlos in Gefahr bringen. Der Mensch hat vielmehr sein Leben zu bewahren, für seine sichere Existenz Sorge zu tragen und sich um den Erhalt seiner Gesundheit zu bemühen.

 

Das Verbot der Tötung von Menschenleben beinhaltet auch das Gesetz der Tötung eines Tieres, welches einen Menschen angreift. Ein Tier, das einen Menschen tödlich bedroht, muss sozusagen getötet werden. Der Grund, weshalb der Schöpfer es uns so auftrug, ist, dass Er uns tief ins Herz legen möchte, wie schwerwiegend das Handanlegen an einen Menschen ist. Ein Tier wiederum, das nicht aus Kalkül handelt, sondern aus dem Instinkt heraus, kann getötet werden. So können wir aus dieser Anweisung die richtige Einstellung zum Menschleben bekommen und die Wichtigkeit des Bewahrens von Leben erkennen.

 

Das Gebot der Lebenserhaltung gilt für alle Menschen gleichermaßen. Es gibt Weise, die sogar behaupten, dass eine Bloßstellung eines Menschen schon als Tötung anzusehen ist, da die Aktion einer Bloßstellung im seelischen Sinne der Aktion einer Tötung gleicht.

 

Viertes Gebot: Das Bewahren von Geld und Nächstenehre

 

Das Verbot des Diebstahls beinhaltet das Bewahren der Menschenrechte, das Achten fremden Eigentums und der Ehre seines Nächsten. Dieses Gebot umfasst alle Handlungen, welche die Rechte des Nächsten verletzen können. Diebstahl zerstört die Grundlagen einer Gesellschaft. Der Schöpfer hat jeden Menschen zum Besitzer seines Eigentums gemacht, deshalb hat kein Mensch das Recht, an den Besitz eines anderen Hand anzulegen. Hieraus lässt sich erkennen, dass wir mit dem Eigentum anderer respektvoll umzugehen haben und auf keinen Fall stehlen oder rauben dürfen bzw. auf irgendeine andere betrügerische Art einem Menschen um seinen Besitz bringen dürfen. So schrieb es der weise Maimonides: „Ein Nachkomme Noahs, der raubt, übertritt das Verbot des Diebstahls, dabei spielt es keine Rolle ob er einen Nachkommen Noahs bestohlen hat oder ein Kind Israels. Wer raubt, Geld erbeutet, eine Seele ausplündert oder wer zu viel Lohn für getane Arbeit verlangt und nimmt usw., selbst wer in der Nahrungsmittelbranche tätig ist und ohne Erlaubnis seines Chefs sich dort bedient, vergeht sich am Verbot des Diebstahls und gilt somit als Dieb.“

 

Niemand darf seinem Mitmenschen irgendetwas stehlen, sei es auch nur von geringem Wert – so, wie unsere Weisen sagten: „Ein Nachkomme Noahs vergeht sich auch beim Diebstahl einer Sache, die einen geringeren Wert hat als ein Groschen, am Verbot des Diebstahls.“  Selbst Nahrungsmittel, die im Supermarkt oder auf Märkten ausgestellt sind, darf man ohne die Erlaubnis der Besitzer nicht einfach mal „kosten“. Die Weisen Israels erzählen, dass dieses Fehlverhalten damals in Sodom gang und gäbe war, also völlig normal. Die Leute von Sodom gingen von einem Laden in den anderen shoppen und probierten immer nur da ein wenig und auch hier nur ein wenig und als sich die Besitzer dieses Verhalten reklamierten, meinten die Leute, sie haben ja nur genommen, was sogar weniger wert sei als ein Groschen.

 

Es ist bekannt, dass die von der Sintflut erfassten Menschen diese Strafe u.a. wegen ihrer Diebstähle erhielten – so, wie es heißt: „Die Erde füllte sich mit Verbrechen.“ Deshalb ist dieses Gebot von großer Bedeutung und trägt viele Details in sich, welche es zu beachten gilt. Es gilt ein Gebot, dem Arbeiter seinen Lohn nicht vorzuenthalten. Ein Arbeitgeber, der solch ein Verhalten aufweist, beraubt seinen Angestellten. Umgekehrt ist es ohne der Zustimmung des Arbeitgebers nicht erlaubt, Dinge privat zu nutzen, mit denen man sich von Berufs wegen beschäftigt. Es ist selbstverständlich, dass man nichts von seinem Arbeitsplatz mit nach Hause nehmen darf, was einem selbst nicht gehört.

 

Man darf auch keine Menschen als Geisel nehmen. Nichts von dem darf man im Geringsten versuchen – egal, was es auch sei.

 

Man darf auch nicht Zoll oder Steuern hinterziehen, denn die Rechte eines Landes müssen von jedem Menschen befolgt werden, und wer Steuern hinterzieht, ist somit ein Dieb.

 

Auch der Besitz oder die körperliche Unversehrtheit anderer darf nicht geschädigt werden. Der Betrug bei Geschäften ist verboten. Wer eine Sache veruntreut, muss für den Schaden aufkommen und muss, wenn die Landesgesetze dies vorsehen, das Verlorene, Gestohlene oder Geraubte ersetzen.

 

Es ist auch verboten, das Eigentum eines anderen zu begehren, also zu überlegen, wie man sich den Besitz eines anderen aneignen könnte. Deshalb müssen alle Menschen auf der Welt auf Loyalität und Ehrlichkeit achten und alles mit einem reinen Gewissen ausführen. Man darf sich auch nicht bestechen lassen, sondern muss immer wahrheitsgemäß und treu handeln. Die Gebote in diesem Bereich sind sehr vielfältig, daher wäre es empfehlenswert, wenn jeder diese Gebote studiert, um so sachgerecht und fair mit fremdem und gesellschaftlichem Eigentum umgehen zu können.

 

Wenn wir uns dem Eigentum anderer gegenüber sensibel zeigen, bekommen wir eine positive Haltung gegenüber Hilfen, Spenden und Werken der Nächstenliebe. Ein Teil dieses Gebotes besteht in der Aufforderung, Werke der Nächstenliebe zu praktizieren. Es ist die Pflicht eines jeden Menschen, alle Menschen der Welt zu ehren und mit der Tugend Werke der Nächstenliebe zu betreuen. Es gibt Toragelehrte, die sogar so weit gehen, zu sagen, es sei eine Pflicht, zu spenden, schließlich wurden die Bürger Sodoms vom Schöpfer auch dafür bestraft, weil sie keine Spenden tätigten – so, wie es der Prophet Hesekiel einst sagte: „Die Hand Armer und Unterdrückter haben sie nicht gehalten.“ Dies sehen wir in der Tora, wie Lot sein Leben dafür aufs Spiel setzte, Leute bei sich zu Hause als Gäste zu empfangen. Deshalb ist es ratsam, dass man monatlich 10% seines Nettoeinkommens als Spende gibt. Es gibt auch Fromme und Geschäftsleute, die sogar 20% von ihrem monatlichen Einkommen an Bedürftige abgeben. Und wer versprochen hat, etwas zu spenden oder zu leisten, der muss seinem Wort auch Taten folgen lassen.

 

Wie wir bereits aus diesem Buch entnehmen konnten, sind alle negativen und bösen Eigenschaften das Resultat mangelnden Glaubens. Denn ein Mensch, der an den Schöpfer glaubt, würde niemals auf das, was seinem Nächsten gehört, neidisch sein. Er würde auch nie etwas nehmen, was ihm nicht gehört. Schließlich ist er davon überzeugt, dass das, was er hat, das Beste für ihn ist. Der Schöpfer wird ihm alles geben, woran es ihm mangelt. Folglich können wir also sehen, dass alle Gebote in einem Gebot des Glaubens ihren Ursprung haben. Wer an den Schöpfer glaubt, hat alles – so, wie der Prophet Habakuk alle Gebote und alle Pflichten, die ein Menschen zu erfüllen hat, auf einen Punkt brachte, indem er sagte: „Der Gerechte wird in seinem Glauben leben.“ So wissen wir, dass ein Mensch, der glaubt, alles hat, was er zum Leben benötigt – und auch umgekehrt: Wer nicht an den Ewigen glaubt, kann sich an allen Geboten leicht versündigen.

 

Fünftes Gebot: Das Verbot der Unzucht

 

Der Schöpfer sieht es als angemessen, wenn ein Nachkommen Noahs mit einer reinen Absicht eine Frau heiratet, mit ihr eine gemeinsame Familie gründet, um für die Zukunft eine Generationenfolge zu sichern. So befahl der Schöpfer dem ersten Menschen im 1. Buch Moses: Deshalb verlässt ein Mann seinen Vater und seine Mutter, um mit seiner Frau zu leben. Die zwei sind dann eins, mit Leib und Seele.“ Man muss eine Frau heiraten und mit ihr durch das Ehegelübde verbunden sein, um dann Kinder zur Welt zu bringen. Unsere Weisen gaben an, dass jede Nation es auf sich genommen hat, keine unmoralisch geschlechtlichen Beziehungen zu führen, was bedeutet, dass man erst in einer rechtmäßigen und gültigen ehelichen Verbindung intim werden darf. Das Verbot der Unzucht beinhaltet auch das Verbot der Sterilisation, weil diese der Zerstörung der Welt gleicht.

 

Der nächste Schritt – nachdem man an den Schöpfer glaubt, die Rechte und Ehre des Nächsten und fremdes Eigentum achtet – besteht darin, alle Triebhaftigkeiten im Menschen unter Kontrolle zu bringen, vor allem die Befriedigung des Geschlechtstriebes. Das Herz eines Menschen ist gefüllt mit Lüsten und Trieben. Diese sind für ein Bestehen der Welt und zur Fortpflanzung unbedingt notwendig. Ohne Triebe würde ein Mensch sinnlos herumsitzen, was heißt, dass all die hervorragenden Dinge, welche die Menschheit geleistet hat, nicht geschehen wären. Hätte ein Mensch kein Hungergefühl, würde er nichts essen. Hätte ein Mann kein Verlangen nach einer Frau, so würde er nie heiraten und Kinder bekommen. Allerdings müssen die Triebe unter Kontrolle sein, denn ohne auf sie zu achten, verwandeln sie sich zu etwas Zerstörerischem.

 

Deshalb befahl der Schöpfer in seiner göttlichen Weisung dem Trieb eine Grenze zu setzen und nicht etwa seinen Herzensgelüsten freien Lauf zu lassen. So ist die Unzucht – ein gegen die sittlichen und moralischen Normen verstoßendes Verhalten zur Befriedigung des Geschlechtstriebes – gemäß der Tora einem Verbot unterworfen. Wir lernen aus diesem Gebot die Wichtigkeit der Einhaltung moralischer und familiärer Normen und aller ehelichen Gesetze, welche die Basis einer gesunden Gesellschaft bilden. Dieses Gebot lehrt auch, wie man eine Erfüllung innerhalb der Familie bzw. des gesellschaftlichen Lebens erreichen kann und natürlich, wie man Vertrauen zu einem Menschen aufbauen kann. Zum Ausdruck kommt hier auch die Bedeutung aller Werte der Sittlichkeit und Diskretion bei Familienangelegenheiten.

 

Dieses Gebot besagt, dass wir uns vor der Unzucht schützen müssen. So ist es beispielsweise einem Mann verboten, geschlechtliche Beziehungen mit einer Frau zu führen. Ebenso ist es einer Frau verboten, geschlechtliche Beziehungen mit einem Mann zu führen. Es ist auch verboten, geschlechtliche Beziehungen mit der Frau des eigenen Vaters zu haben, wenn diese Frau nicht die eigene Mutter ist. Das gilt auch dann, wenn der Vater bereits verstorben ist. Ebenso verboten sind geschlechtliche Beziehungen mit der eigenen Schwester, dem eigenen Kind usw. Es gilt auch für die geschlechtliche Beziehungen mit Verwandten seiner eigenen Frau, z.B. der Mutter seiner Frau, der Mutter von der Mutter seiner Frau, der Tochter seiner Frau oder der Tochter der Tochter seiner Frau (aus vorherigen Ehen). Die Verbote, sich mit Verwandten geschlechtliche Beziehungen zu haben, gelten für Mann und Frau gleichermaßen. Es ist ihm ebenso verboten, eine Frau zu vergewaltigen und Minderjährige zu verführen.

 

Außerdem verpflichtet dieses Gebot den Menschen, sich sittlich zu kleiden. Nebst allen Verboten der Unzucht und dem Gebot, sich von allen Verhaltensweisen fernzuhalten, die gegen die sittlichen und moralischen Normen verstoßenden, wird ein Sohn Noahs, der seinen Samen durch Masturbation verdirbt, vom Himmel dafür bestraft werden. Die gesamte Generation der Sintflut wurde deswegen so hart mit der Flut bestraft und dann auch später Är und Onan. Der Schöpfer betitelte solch ein Verhalten als „Schlecht (böse) in den Augen Gottes.“ Es ist auch empfehlenswert, dass man sich von der Schwangerschaftsverhütung fernhält, die ein Verderben des männlichen Samens verursachen.

 

Das Hüten der Augen

 

Ich wurde gefragt, ob ein Nachkomme Noahs seine Augen hüten müsse. Und so heißt es über Hiob, der ein Nachkomme Noahs war: „Ich hatte einen Bund gemacht mit meinen Augen, dass ich nicht lüstern blickte auf eine Jungfrau.“ Ein Mensch muss sich moralisch verhalten. Er muss auf seinen Partner achten, nur so unterscheidet sich der Mensch vom Tier – so, dass er nicht voller negativer Lüste und Eigenschaften ist. Und der Schöpfer gab dem Menschen diese Gebote, damit er sich bemüht, an sich zu arbeiten, seine Begierden zu überwältigen und zu korrigieren. Dafür muss ein Mensch auch beten und die entsprechende Literatur lesen. So reinigt er sich, korrigiert sein Ich, wird Herr über seine Lüste und nicht umgekehrt. Das Wachen über die Augen ist keine Pflicht, sondern eine Konsequenz des Verstandes. Denn wie wir bereits in diesem Buch lernten, ist die Lebensbestimmung eines jeden Menschen der Glaube an den Schöpfer und die Verbundenheit mit Ihm. Demnach müssen all unsere Lüste dem Gottesdienst dienen. Auch der Geschlechtstrieb dient dem Gottesdienst, sodass man ihn nicht zu einer abgesonderten Lebensbestimmung machen darf. Deshalb ist es klar, dass ein Mensch über seine Augen wachen muss. Denn tut er dies nicht, wird er seiner Lebensbestimmung nicht gerecht werden können. Es ist klar und deutlich, dass man seine Augen hüten muss. Denn alles, was einem der Schöpfer schenkte, gab Er, um die Welt zu erbauen und nicht etwa, um die Welt zu zerstören.

 

Eine Tochter Noahs hat sich sittlich zu kleiden. Bei den Nachkommen Noahs war es Sitte, dass verheiratete Frauen ihren Kopf bedeckten. Und es ist natürlich selbstverständlich wünschenswert, dass sich alle Frauen sittlich verhalten und sich nicht leger kleiden wie die Frauen in der Generation der Sintflut, die auf die Straße gingen und ihre nackte Haut zur Schau stellten. Sie kleideten sich unsittlich, sozusagen leichtbekleidet, mischten sich in dieser Aufmachung unters Volk und trieben so die gesamte Menschheit in eine Sünde, welche die Welt mit Unzucht überflutete. Es gibt unter den Weisen die Meinung, dass es den Nachkommen Noahs verboten ist, sich mit einer fremden Frau in einem Zimmer oder an einem Ort allein aufzuhalten. 

 

Vorschriften für eine Frau mit Menstruation und für das Untertauchen in der Mikwe (Ritualbad)

 

Der weise Moses ben Nachman von Gerona schrieb, dass es weltweit Sitte sei, keine geschlechtliche Beziehungen zu vollziehen, wenn die Frau ihre Menstruation hat. Er hebt hervor, dass die Weisen der Welt in ihrer Weisheit wussten, dass geschlechtliche Beziehungen in der Zeit der Monatsblutung einer Frau schaden. Heute gibt es dazu viele wissenschaftliche Forschungsergebnisse, die bestätigen, dass geschlechtliche Beziehungen in der Zeit der Monatsblutung das Ansteckungsrisiko für schwere Krankheiten erhöhen. Darüber hinaus sorgt ein Fernhalten in dieser Zeit für die Einschränkung des Geschlechtstriebes und bewirkt so wiederum eine Auffrischung und schenkt der Beziehung einen neuen Touch und auch wird der Frau so Ehre erteilt. Deshalb schreibt Rabbiner Joel Schwarz, dass es sehr gut und ratsam ist, wenn Mann und Frau sich mit dem ersten Erkennen der Monatsblutung für sieben Tage voneinander fernhalten. Nach Ende der vollen sieben Tage muss eine Tochter Noahs nicht in eine Mikwe gehen. Aber wenn sie geht, um sich dort rituell zu reinigen (Tvila), dann eignet es sich für sie sowohl spirituell als auch körperlich.

 

In der Folge des Gebotes ist es für die Nachkommen Noahs empfehlenswert, wenn sie sich um eine Fortpflanzung sorgen, also Kinder zu zeugen. Jeder Nachkommen Noahs hat die Pflicht, mindestens zwei Kinder zur Welt zu bringen. Wie bereits gesagt, darf man keine Schwangerschaft verhindern – es sei denn, man bekam dafür eine Erlaubnis von einem weisen Gelehrten!

 

Diesem Verbot inbegriffen ist auch das Verbot einer Sterilisation und auch das Verbot, Hybride zu zeugen, also Tiere, die aus einer Kreuzung zwischen verschiedenen Gattungen, Arten und Rassen hervorgegangen sind. So ist es auch verboten, ein Tier genetisch mit einer anderen Tierrasse zu kreuzen. Dieses Verbot erstreckt sich auch auf die gesamte Züchtungspraxis, was bedeutet, dass man nicht zwei verschiedene Baumarten miteinander kreuzen darf. Der Sinn und Zweck dieses Verbotes besteht darin, dass der Schöpfer uns die Welt zur Bewahrung übergeben hat und nicht zum experimentellen Zerstören.

 

Da meine Bücher rund um den Globus verbreitet sind, landen auf meinen Schreibtisch 100.000 Berichte von jungen und sehr erfolgreichen Frauen und Männern, denen es einfach nicht gelingt, ihren Seelenpartner zu finden, die bereits verheiratet sind und kurz vor der Scheidung stehen, bereits wieder geschieden sind, oder in einer disharmonischen Beziehung leben.

 

Der Schöpfer hat mein Herz damit erleuchtet, dass der Grund für diese Probleme darin zu finden ist, dass die Leute ihr partnerschaftliches Heim nicht auf dem Fundament des Glaubens und der Tora aufbauen. Im kabbalistischen Grundwerk, dem Zohar heißt es: „Er blickte in die Tora und erschuf die Welt“, was bedeutet, dass die Tora die Skizze der Welt ist und deshalb die Schöpfung gemäß den Gesetzen der Tora abgestimmt wurde. Demzufolge ist es wünschenswert, dass man überprüft, was die Tora in Sachen Partnerschaft und des zu erbauenden Heimes zu sagen hat.

 

Zunächst wurde der Mensch in einer ganz besonderen Art erschaffen, die sich stark von allen anderen Lebewesen unterscheidet, die – jedes für sich – separat als Individuum maskulin und feminin geschaffen wurden. Der Mensch wurde indessen anders erschaffen. Die Frau wurde aus dem Körper des Mannes geformt. Und dies, weil eine Ehe einen vollkommenen Zusammenschluss einer vollständigen Partnerschaft bilden soll. So bildet auch die Seele beider Partner eine Einheit. Der Zohar erklärt, dass eine menschliche Seele vor einer Hochzeit unvollkommen ist. Erst nach einer Hochzeit verbinden sich beide Seelen und werden eins miteinander.

 

Der Schöpfer legte auch in der Natur fest, dass wir uns allein nicht genügen. Ein Mann sucht demzufolge eine Frau und eine Frau sucht einen Mann, um gemeinsam eine Familie gründen zu können. Wenn ein Mensch sich nach diesen Maßstäben richtet, schützt er sich vor unzähligen Gefahren, die auf den lauern, der sich darauf nicht eingestellt hat, wie z.B. schwere Krankheiten usw.

 

Folglich ist es für einen Nachkommen Noahs auch bedeutenswert, bereits zeitig zu heiraten und nicht etwa erst im späteren Alter, wie es heute leider gang und gäbe ist. Diese Modeerscheinung hat nämlich zur Folge, dass sehr viele Menschen nicht mehr heiraten oder wenn sie sich doch dazu entschließen, zu heiraten, sich sehr schnell wieder scheiden lassen, weil sie bereits ihren eigenen egoistischen Lebensstil so sehr entwickelt haben, dass sie sich daran nicht gewöhnen können, innerhalb einer Partnerschaft auch etwas geben zu müssen.

 

Gemäß dem Denken der Tora verkörpert der Begriff „Liebe“ etwas „geben“ zu können. Die größte Herausforderung für einen Menschen im Bezug auf seine Werte und Eigenschaften erfährt er innerhalb einer Beziehung bei sich zu Hause. Hier wird getestet, ob er nicht wütend wird sowie er zu seiner Frau und seinen Kindern zuvorkommend ist. Durch das bedingungslose Geben wird der Liebe am stärksten Ausdruck verliehen. So kam eines Tages ein Pärchen zu einem weisen Mann. Das Paar erlebte in seiner Beziehung sehr schwere Konflikte. Der weise Mann riet ihnen: „Wenn jeder von euch mit der Einstellung ,Das habe ich aber verdient.' lebt, so werdet ihr die Hölle zu Hause erleben. Aber wenn jeder mit der Einstellung lebt ,Was kann ich für meinem Partner tun?', dann werdet ihr ein glückliches Leben führen.“ Es ist also sehr ratsam, dass jeder Nachkomme Noahs in der Tora studiert, wie man ein gemeinsames Heim schaffen sollte und wie man ein Familienleben führen muss. Darauf bin ich ausführlich in meinem Buch „Im Garten des Friedens“ eingegangen. Ein verheirateter Mann sollte diese Lektüre zur erfüllten und lebendigen Partnerschaft lesen. Er wird auf diese Weise ein süßes und erfülltes Leben in vollkommener Harmonie und Zufriedenheit erleben.

 

Sechstes Gebot: Sich der Tiere erbarmen     

      

Mit dem Verbot, ein Glied von einem lebenden Tier zu nehmen, verbietet uns der Schöpfer zwar nicht den Verzehr von Fleisch, allerdings setzt Er uns exakte Grenzen, die einem Menschen aufzeigen sollen, wie genau er mit einem Tier zu seinem Bedarf umzugehen hat.

 

Es ist demzufolge verboten, Fleisch von einem Tier zu essen, das noch am Leben ist – ob Vieh oder Geflügel. Ebenso ist das Blut von einem noch lebenden Tier tabu. Verboten ist auch, Tiere zu quälen.

 

Dieses Gebot dient dem Zweck, den Menschen zu sensibilisieren, was uns befähigt, nicht gleichgültig gegenüber den Leiden eines Tieres zu sein. Dies soll in uns natürlich auch besonders die Aufmerksamkeit für das Leid unserer Mitmenschen wecken, diesen aus ihrer Not zu helfen und sie selbstverständlich nicht zu verletzten. Verboten ist vor allem der Genuss von Menschenfleisch. Auch der Verzehr eines Kadavers, also das Fleisch eines am natürlichen Tod verendeten Tieres, ist nicht erlaubt – zumal heutige wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass solch ein Verzehr sehr ungesund ist und schwere Krankheiten nach sich ziehen kann.

 

Dieses Gebot hat also den vorbeugenden Sinn, dass sich im Menschen keine Grausamkeit oder ein Animalismus entwickelt. Wir alle wissen, dass Grausamkeit eine sehr schlimme Eigenschaft ist, welche man nicht in seiner Seele tragen sollte. Und sicher gibt es nichts Grausameres als ein Glied von einem lebenden Tier zu entfernen – so, wie es im Tanach heißt: Nur daran halte fest, dass du nicht das Blut isst; denn das Blut ist das Leben; und du sollst das Leben nicht mit dem Fleisch essen!“ Der Schöpfer hat uns zwar erlaubt, Tierfleisch zu genießen und die Hilfe von Tieren zu beanspruchen, allerdings dürfen wir kein Lebewesen in irgendeiner Art quälen.

 

Eben wegen dieser Pflicht gab der Schöpfer uns das Schächtgebot. Das Schächten (oder Schchita), so wie es das jüdische Volk zelebriert, ist ein Geschenk, ein leichter und schneller Tod für das Tier. Mit einem einzigen großen Schnitt quer durch die Halsunterseite, in dessen Folge der Weg vom Verstand zum Herz durchtrennt wird, spürt das Tier kaum einen Schmerz. Schließlich ist die Quelle einer Schmerzempfindung die Verbindung von Herz und Verstand. Deswegen erfährt ein Tier durch die Schächtung, wie sie in der Tora beschrieben steht, keinen Schmerz. Es ist empfehlenswert, dass jeder auf diese Art schächtet, obwohl Nichtjuden hierzu nicht verpflichtet sind, aber jeder hat die Pflicht, den Tieren mit Erbarmen zu begegnen.  

 

Dieser Thematik weiterführend gab ich auch eine Antwort zu der Frage, ob ein Nachkomme Noahs verpflichtet sei, koschere Nahrung zu sich zu nehmen. Für einen Nachkommen Noahs ist es ratsam, koscher zu essen, weil die Schächtung nach jüdischem Gesetz einem Tier am wenigsten Schmerz zufügt, die Tiere somit am geringsten Leiden.

 

Siebtes Gebot: Das Gebot der Rechtspflege

 

Es sind Richter einzusetzen. Schließlich erschuf der Schöpfer die Erde, damit Ordnung geschaffen wird, ein Weltfrieden wohnt, Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht und Gerechtigkeit herrscht. Deshalb muss die gesamte Menschheit Gerichte und Gerichtshöfe errichten, die in allen zivilen Angelegenheiten Recht sprechen, sodass die Welt in Ordnung bestehen kann. Denn wenn es dies nicht gäbe, wäre die Welt herrenlos und zügellos – eine Art „Freiwild“. In so einem Zustand kann die Welt natürlich unmöglich bestehen, was ihre Zerstörung zur Folge hätte, wie es sich im 1. Buch Moses widerspiegelt, wo der Schöpfer sich dazu entschlossen hatte, die gesamte Menschheit durch die Sintflut zu vernichten: „…denn die Erde ist voller Gewalttaten und Unrecht.“ Menschen verhielten sich grausam und boshaft. Es wurde gestohlen, betrogen, beraubt. Auf diese Weise haben sie die Welt gesellschaftlich zerstört.

 

Ebenso sagt dieses Gebot, dass es die Pflicht ist, in jeder Stadt und in jedem Landkreis Gerichte zu errichten und dort Richter einzusetzen, die genau in solchen zivilen Angelegenheiten Recht sprechen. Diese Gerichte haben auch das Recht, über einen Menschen, der sich am Wort der sieben noachitischen Gebote vergeht, das Urteil zu sprechen. Ein Bestandteil dieses Gebotes ist die Pflicht eines jeden Nachkommen Noahs, die gesellschaftliche Ordnung zu bewahren, sodass alle in Recht und Ordnung handeln und leben können. Außerdem ist es die Pflicht, Gesetze zu schaffen, die der Gesellschaft zugute kommen und die Existenz der Menschheit sichern, wie z.B. internationale Verkehrsregeln, Arbeitsrecht, Sozialrechte für Arbeiter, Polizei und Justiz – all das dient dem Zweck, eine ordentliche und funktionierende Gesellschaft zu schaffen, in der Ehrlichkeit regiert und es keine Diebstähle gibt, man eben in einer ehrlichen und loyal gesinnten Gesellschaft lebt usw.

 

Ich wurde auch gefragt, wie es mit Gerichten steht, die nach weltlichen Gesetzen urteilen – also nicht nach dem Gesetz der Tora. Die Antwort ist, dass man im Idealfall selbstverständlich nach den Gesetzen des Schöpfers – exakt so, wie es in der göttlichen Weisung aufgeführt ist – ein Urteil spricht. Aber da heute die Regierungen keine Richter gemäß der heiligen Regeln des Schöpfers einsetzen und die bestehende Rechtsform auch nicht so einfach zu verändern ist, hat jeder die Pflicht, sich an die gesellschaftlichen Regeln, an das Gerichtssystem und an die Gesetze der menschlichen Ethik zu halten, d.h. man ist verpflichtet, von einem Richter urteilen zu lassen und nicht etwa damit zu beginnen, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen. Dies hat den vorbeugenden Sinn, dass die Menschen sich hier nicht gegenseitig lebendig verschlingen.

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