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Grundsätze, die dem Menschen auferlegt sind - „Die Frommen der Völker haben Anteil an der kommenden Welt, aus der Erkenntnis des Schöpfers heraus erkennen ...

5 Min.

Joel Schwarz

gepostet auf 05.04.21

Grundsätze, die dem Menschen auferlegt sind
 
„Die Frommen der Völker haben Anteil an der kommenden Welt, wenn sie das Wünschenswerte erlangen aus der Erkenntnis des Schöpfers heraus und wenn sie ihr Leben bestimmt sein lassen von den guten Eigenschaften“ – so der grundlegende Satz bei Maimonides. (Maimonides, Brief an Rav Chasdai HaLevy)
 
Die sieben fundamentalen Gebote, die dem Menschen auferlegt sind, lassen sich in drei Gruppen aufteilen:
 
Der Glaube an Gott und die Ehre Gottes.
 
Die Hilfe für und die Sorge um die Gesellschaft und die ganze Schöpfung.
 
Beherrschen der Triebe und die Aneignung guter Eigenschaften.
 

Glauben

 
In der Ordnung der sieben Gebote finden sich die folgenden beiden Verbote, die dazu da sind, die Unversehrtheit des Menschen bewahren zu helfen:
 
a.)   Das Verbot des Götzendienstes
b.)   Das Verbot der Gotteslästerung
 
Bei beiden Regeln geht es nicht nur um ein Unterlassen, sondern auch um die Anweisung zu einem positiven Tun des Menschen: Parallel zum Ver-bot steht das Ge-bot: Der Glaube.
 
Es heißt in der Schrift: „So sollst du heute erkennen und dir zu Herzen nehmen, dass der Ewige Gott ist im Himmel und auf Erden und keiner sonst.“ (5. Mose 4, 39). Das heißt, man soll sich in Glaubensdinge vertiefen und sie so verinnerlichen, dass sie Teil des Menschenlebens werden; wie geschrieben steht bei Habakuk: „Der Gerechte wird in seinem Glauben leben“ (2, 4), anders gesagt: Er wird den Glauben leben.
 
Auch ist die Schöpfung zu betrachten und von ihr zu lernen, wie es bei Hiob heißt: „Steh still und merke auf die Wunder Gottes“ (37, 14); als Beispiel dient dort das große Wunder der Naturgesetze, die auf das Wasser einwirken und den Bestand der Welt garantieren: „Vom Odem Gottes kommt Eis, und die weiten Wasser liegen erstarrt“ (Hiob 37, 10). Bei allen Stoffen bewirken die Naturgesetze, dass bei sinkender Temperatur eine Verdichtung und bei steigender Temperatur eine Ausdehnung eintritt. Dieses Gesetz gilt auch für das Wasser; aber diese Regel verändert sich in dem Moment, in dem die Temperatur auf 4 bis 0 Grad Celsius absinkt. In diesem Bereich wird das Wasser zu Eis und nimmt seinem Volumen nach nicht mehr ab, sondern zu. Diese Tatsache dient dem Bestand der Welt; wenn dem nämlich nicht so wäre, würde das Eis absinken und die Weltmeere würden auskühlen und vereisen. Dies würde zum Tod aller Wassertiere und letztlich, wegen des Temperatursturzes auf der Welt, zum Tod aller Lebewesen führen. Aufgrund dieser Anomalie des Wassers kann das Eiswasser im Meer nicht absinken, sondern steigt an die Oberfläche. Im Winter gefriert zwar die oberste Schicht auch bei fließenden Gewässern, aber das Wasser in den tieferen Schichten bleibt warm und wird durch die obere Eisschicht vor dem weiteren Auskühlen bewahrt.
 
Weiter steht im Buch Hiob geschrieben: „Zieht der Falke aufgrund deiner Weisheit mit ausgebreiteten Flügeln nach Süden?“ (39, 26). Der Vogelzug vor Einbruch des Winters ist ein Geheimnis. Wie können die jungen Vögel ohne Führung der Eltern derart lange Wege finden, die sie noch nie zuvor zurückgelegt haben? Die Welt der Natur ist voll solcher Erscheinungen.
 
Der Prophet Jesaja ruft: „Hebt eure Augen auf und seht! Wer hat all diese Dinge geschaffen und führt ihr zahlloses Heer heraus, um sie beim Namen zu rufen …“ (40, 26).
 
Die Betrachtung der Schöpfung bringt den Menschen zur Erkenntnis seines Schöpfers.
 
So erzählt der Midrasch über Abraham, den Hebräer, dass er die ganze Schöpfung betrachtete, die Sonne, den Mond und die übrige himmlische Welt und sprach: „Soll das möglich sein, dass diese Stadt – nämlich die Welt – erleuchtet wird, ohne dass ein Lenker da ist?“ Da zeigte sich ihm der Herr der Stadt und sprach zu ihm: „Ich bin der Herr der Stadt.“
 
Sooft wir uns mit den Erscheinungen der Natur beschäftigen, werden wir erkennen, dass „der Herr die Welt mit Weisheit gegründet und den Himmel mit Einsicht errichtet hat“ (Spr. 3, 19). Jedes noch so kleine Teilchen erfüllt seinen besonderen Sinn und Zweck im ganzen der Welt.
 
Der Midrasch erzählt dazu folgende Geschichte:
 
Ein Fremder kam zu Rabbi Akiva und fragte: „Wer hat die Welt erschaffen?“ Rabbi Akiva sprach zu ihm: „Gott.“ Da erwiderte der Fremde: „Zeig mir das an etwas ganz Offensichtlichem!“ Rabbi Akiva fragte ihn: „Wer hat deine Kleider gewoben?“ Der Fremde antwortete: „Ein Weber.“ Da sprach Rabbi Akiva: „Zeige mir das an etwas ganz Offensichtlichem!“ In diesem Sinne erklärte Rabbi Akiva seinen Schülern: „Wie das Kleid den Weber bezeugt, wie die Tür den Schreiner und das Haus den Maurer bezeugen, so legt die Welt Zeugnis ab von Gott, der sie geschaffen hat.“
 
Der Philosoph Rabbi Bachya Ibn Pekuda geht auf die Behauptung, die Welt sei ein Zufallsprodukt und ohne einen Schöpfer, ein und sagt: „Wie kann dem Menschen überhaupt in den Sinn kommen, den Schöpfer zu leugnen? Wenn jemand zum Beispiel über ein Wasserrad, das sich dreht und die Felder bewässert, sagen würde, es sei ohne die planende Arbeit des Handwerkers zustande gekommen – man würde eine solche Meinung für ausgesprochenen Unsinn halten; in absichtslosen und zufällig hingeworfenen Dingen lassen sich keine Zeichen von Sinn und Weisheit finden. Jeder kann sehen, dass auf ein Blatt unbeabsichtigt ausgelaufene Tinte keine konturierte Schrift ergeben kann; umgekehrt wäre jener, der behauptet, die konturierte klare Schrift resultiere aus unkontrolliert ausgelaufener Tinte, als Lügner überführt.“ (Bachya Ibn Pakuda, Lehrbuch der Herzenspflichten, I, Kap. 6)
 
Je mehr sich der Mensch vertieft in die Wunder der Schöpfung, ob in die Erforschung der Atome oder der Mikroorganismen, desto mehr werden ihn die Ordnung und die Exaktheit erstaunen, die er vorfindet – all dies lehrt uns etwas über die Wundertaten des Schöpfers.
 
Wir sollen darauf achten, wie Gott seine Welt erhält. Der Prophet Jeremia sagt: „Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit und der Starke nicht seiner Stärke, der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums; wer sich aber rühmt, der rühme sich dessen, dass er Einsicht hat und mich erkennt, denn ich, der Ewige Gott, übe Gunst, Recht und Gerechtigkeit im Land, denn daran habe ich Gefallen – Spruch Gottes“ (Jer. 9, 22-23).
 
Der Glaube an Gott führt den Menschen zu einem Maß an Vertrauen, in dem er bei allem, was er tut, die Hand Gottes beteiligt sieht, die ihm hilft und ihn unterstützt: „Gedenke des Ewigen, deines Gottes, denn er ist es, der dir die Kraft gibt, Taten zu vollbringen …“ (5. Mose 8, 18); die aramäische Übersetzung betont an dieser Stelle, dass nicht nur die Kraft zum Tun, sondern auch die Ratschläge, die zum Gelingen geführt haben, von Gott kommen.
 
Das Gebet zu Gott ist ein Bestandteil des Gebotes, an den Schöpfer zu glauben. „Beter“ ist einer der Namen, den die jüdische Tradition dem Menschen beilegt.
 
Psychologen haben das Verhalten von Soldaten in schweren Situationen im Krieg beobachtet und den Menschen ein „betendes Tier“ genannt. Das Gebet ist dem Menschen tief in die Seele geprägt. Selbst ein erklärter Gottesleugner kann sich hiervon nicht ganz freimachen (vgl. Kierkegaards Erzählung, Kap. III).
 
König Salomo bittet von Gott, er möge die Gebete annehmen, die man im Tempel sprechen werde, Fremder und der eigenen Volksgenossen: „Und höre auch vom Himmel, dem Ort deines Wohnens, auf den Fremden, der nicht zu deinem Volk Israel gehört, sondern von einem fernen Land kommt um deines Namens willen – denn sie werden hören von deinem großen Namen, und von deiner mächtigen Hand, und von deinem ausgereckten Arm – , wenn er zu diesem Haus kommt um anzubeten, dann erhöre im Himmel, dem Ort deines Wohnens, und erfülle dem Fremden, worum er dich bittet; dass alle Völker auf Erden deinen Namen erkennen, dass auch sie dich fürchten wie dein Volk Israel und dass sie innewerden, wie dies Haus, das ich gebaut habe, nach deinem Namen genannt sei“ (1. Kön. 8, 41 – 43). Ebenso heißt es über den Tempel in der Zukunft: „Ich will sie zu meinem Tempel bringen und will sie erfreuen in meinem Bethaus, denn mein Haus soll ein Haus des Gebetes heißen für alle Völker“ (Jes. 56, 7).

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