Wenn Trend zum Stressfaktor wird

Du musst festlegen, welche Werte dir wichtig sind, was HaShem dir sagt, was zu dir passt und was dir gefällt.

5 Min.

Andrea Jockisch

gepostet auf 17.03.21

Du leidest unter Burnout? Depression? Antriebslosigkeit?

 

Rabbi Nachman aus Breslev sagte einmal: „Zu dem Weg, auf den du gehen willst, wirst du geführt.“

Dieser Satz ist bedeutender denn je geworden. Bewussteres Wahrnehmen, was einem wirklich guttut und die Seele durchatmen lässt in einer Zeit, in der die Medien der Gesellschaft einzureden versuchen, dass es schneller, größer, vielseitiger und einfach besser geht. Mir scheint aber, je besser der Lebensstandard umso abhängiger – auch von der ständigen Erreichbarkeit.

 

Chatnachrichten vom Smartphone oder E-Mails unterbrechen Menschen häufig. Aber nach jeder Unterbrechung muss man eine neue Orientierungsleistung erbringen, damit man den Faden seiner wesentlichen Aufgabe, die man in diesem Augenblick zu bewältigen hat, nicht verliert. Das kostet nicht nur Zeit, sondern ist für das Gehirn auf Dauer auch belastend. In seiner Freizeit sollte man sich daher selbst disziplinieren, indem man sich beispielsweise selbst vereinbart, E-Mails nur noch zu bestimmten Zeiten zu lesen und zu beantworten – dann halt, wenn die Zeit dafür gegeben ist.

 

Vor über einem Jahr fiel ich in solch ein Loch des ständig Erreichbar-sein-müssen. Ich wurde von Mitmenschen immer und immer mehr unter Druck gesetzt, überall mein Handy dabei haben und jederzeit via Internet, per Mail, Chat etc. erreichbar sein zu müssen. Von Freizeit war da keine Rede mehr. Es führte dazu, dass ich mich letztendlich ausgebrannt und total überstrapaziert fühlte, weil mir der Augenblick der völligen Entspannung fehlte. Ständig beherrschte mich Anspannung.

Eines Abends zog ich einen dicken roten Schlussstrich: „So kann es nicht weitergehen! Schließlich hab ich auch noch außerhalb des Internets meine Verpflichtungen. Außerhalb des Internets findet das wahre Leben statt. Leben will gelebt sein und nicht gelebt werden von irgendwelchen Trends und gesellschaftlichem Druck. Man muss das nicht wirklich alles mitmachen, denn nur wirklich charakterstark sind die Menschen, die ihre eigenen Werte kennen und die wissen, auf was es im Leben tatsächlich ankommt – nämlich sein Leben im völligen Bewusstsein zu leben und sich nicht leben zu lassen von sogenannten Smombies. Ich allein bin verantwortlich dafür, dass es mir gut geht. Also muss sich jetzt etwas ändern, damit ich aus diesem Sumpf der Abhängigkeit von anderen wieder herausfinde und wieder frei atmen kann!“

 

Ein Vers aus einem Buch brachte mich auf diese Überlegung: „Gott, hilf mir, das Richtige vom Falschen und das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden.“ Eine konsequente Änderung musste also her!

 

Abtauchen und nicht immer erreichbar zu sein, ist mittlerweile ein großer Luxus. Mal nicht über das Handy erreichbar zu sein, ist für viele Menschen heute unvorstellbar! Das Handy ist beruflich wie auch privat zum ständigen Begleiter geworden. Es ist immer mit dabei – egal wann und wo. Man ist dauernd erreichbar für jedermann. Das ist Stress pur, nicht wahr? Fakt ist: Handy-Stress macht krank!

 

Da treffen sich Leute in einem Bistro, weil sie Geselligkeit suchen – und dann starrt ein Teil der Gruppe auf sein Handy. Selbst im Urlaub findet mancher zeitweise mehr Gefallen an seinem Smartphone als am menschlichen Miteinander und der Umgebung. In der Präsenz liegt die Kraft. Mit der technischen Entwicklung sind alltägliche und selbstverständliche Dinge verloren gegangen: Ein Gespräch in Ruhe zu Ende zu führen, ohne zwischendurch auf das Smartphone zu schauen oder ungefiltert zu kommunizieren.

Der Gang durch Einkaufszonen und Schulen, wo jeder Zweite mit seinem Smartphone beschäftigt ist, beweist, dass die Menschen sich voneinander entfernen. Der Mut zur realen Begegnung schwindet.

Wenn einem Menschen die große Traurigkeit überkommt, zählen eben doch „analoge“ Freundschaften und keine zu einigen Pixeln zusammengeschrumpftes Profilbild unter einem falschen Online-Namen.

 

Die richtige Dosierung der Nutzung eines Smartphones ist daher von großer Bedeutung. Es kann dauerhaft nicht gut sein, so zu arbeiten, wie viele es heutzutage tun. Nie mehr unerreichbar und nie außer Dienst. Wir stehen per Mail, SMS, Facebook, WhatsApp, Twitter, Skype usw. quasi jederzeit im Kontakt zu unserer Arbeit, zu unserer Familie, zu Freunden und Bekannten. Diese permanente Belastung führt zu chronischem Stress, der den Menschen und sein Denken verändert. Ein dauerhaftes Leben auf der Überholspur kann nicht wirklich gutgehen. Chat-Dienste verlangen Tag und Nacht nach der Aufmerksamkeit der Konsumenten. Forscher fanden bei einer Studie mit 82 Teilnehmern heraus: Je mehr diese Facebook nutzten desto schlechter fühlten sie sich. Auf den ersten Blick ist Facebook ein unerlässliches Werkzeug, um das menschliche Bedürfnis nach sozialer Interaktion zu befriedigen. Aber anstatt das Wohlbefinden zu erhöhen, fand man das gegenteilige Ergebnis: Facebookuntergräbt das Wohlbefinden. Die Lebenszufriedenheit nahm mit wachsender Facebook-Nutzung ab. Einsame Menschen mögen zwar vorübergehend positive Gefühle erfahren, wenn sie Facebook verstärkt nutzen, jedoch hält es sie gleichzeitig davon ab, reale soziale Beziehungen aufzubauen. Digitale Scheinwelten werden mit der Realität verwechselt.

 

Man kann sich über digitale Medien informieren, unterhalten lassen und mit Freunden sowie Bekannten kommunizieren und Kontakt halten. Doch auch Druck von außen lasse den Nutzer immer wieder zu seinem Gerät greifen. Wer ein Smartphone, Tablet & Co. nutzt, meint häufig auch, dass er deshalb ständig erreichbar und in sozialen Netzwerken kontinuierlich dabei sein muss, weil er sonst sozial ausgeschlossen sein könnte.

 

Die Nutzung von Smartphones ähnelt – wie wissenschaftliche Studien nachgewiesen haben – dem Umgang mit Glücksspielautomaten. Man schaltet das Gerät mit der Erwartung ein, in irgendeiner Weise belohnt zu werden, etwa mit Neuigkeiten. Die ständige Verfügbarkeit von Informationen und Kommunikation verstärkt den menschlichen Wunsch nach mehr und die „Sofortbefriedigung“ eigener Bedürfnisse. Die Ungewissheit verleitet dazu, immer wieder einzuschalten, um ja nie zu kurz zu kommen.

77 Prozent aller Berufstätigen sind auch nach Dienstschluss in ihrer Freizeit per Handy oder E-Mail für Kollegen und Vorgesetzte erreichbar. 30 Prozent sind jederzeit erreichbar, 32 Prozent zu bestimmten Zeiten, 15 Prozent nur in Ausnahmefällen.

 

Der Stress beginnt bei extrem abhängigen Menschen erst so richtig, wenn sie feststellen, dass der Akku-Status ihres Handys den letzten roten Balken anzeigt und sie aber bemerken, dass sie das Ladegerät oder die Powerbank nicht dabei haben. Sie brechen zitternd in völliger Hysterie aus, als befänden sie sich in großer Lebensgefahr. Einfach nur traurig, dabei zusehen zu müssen, wie sie sich mit dem Zwang ständiger Erreichbarkeit innerlich total kaputt machen und dabei ihre Nerven zermürben.

 

Auch ich kenne in meinem Freundeskreis einige Leute, die unter solchen Umständen leiden, sich aber nicht wirklich helfen lassen wollen. Deshalb habe ich mich dazu bewegen lassen, einen Artikel über diese Problematik – eigentlich schon eine Volkskrankheit – zu verfassen. Auf diese Weise soll mit HaShems Hilfe erreicht werden, dass Menschen keine Angst davor haben sollen, anders zu sein – nämlich sie selbst, ganz authentisch und ohne jegliche Irritierung von äußeren gesellschaftlichen Einflüssen. Denn wirklich starke Menschen sind die, die selbstbewusst ihre Individualität leben und sich nicht von den Trends der Gesellschaft leben lassen. Starke Menschen sind standhaft und wissen, was sie wirklich wollen. Sie wissen, was ihnen guttut und was nicht.

 

Fazit ist also: Die Verantwortung liegt schlussendlich bei jedem Menschen selbst! Es ist viel Wahres dran am teilweise völlig falschen Umgang mit der modernen Technik. Ohne persönlich bewussten Umgang mit Smartphone, Tablet & Co. erwartet uns alle eine Zukunft mit typischen Zivilisationskrankheiten, von denen schon heute sehr viele psychisch und physisch kranke Mitmenschen befallen sind.

 

Jeder Mensch kann es sich ohne Wenn und Aber leisten, das Handy und Smartphone öfters auszuschalten. HaShem hat dem Menschen nicht ohne Grund mit mehreren Sinnen ausgestattet, die sensibilisiert werden wollen. Wir alle besitzen nur einen Körper und diesen müssen wir lieben und achten lernen! Tue daher deinem Körper etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.

 

Du musst festlegen, welche Werte dir wichtig sind, was HaShem dir sagt, was zu dir passt und was dir gefällt. Nur mit deinem persönlichen Kompass wirst du nicht ständig hin und her gerissen.

So wird es dir wesentlich leichter fallen als früher, selbst die Entscheidungen zu treffen und Verantwortung in deinem Leben zu übernehmen, statt dich von andern Leben zu lassen.

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