Learning by doing! – Ki Tissa

Der vollkommene Segen ...

4 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 06.04.21

Sehr viele Juden suchen nach dem vollkommenen Segen! Den Segen, den unsere Stammesväter Abraham, Itzchak und Jakob von Gott erhielten. So heißt es beispielsweise bei Abraham:

„… und Gott segnete ihn in allem!“ (1. Buch Moses, Kapitel 24, Satz 1)
 
Im Bezug auf Itzchak heißt es in der Thora durch sein eigen gesprochenes Wort:
 
„… ich habe von allem …!“ (1. Buch Moses, Kapitel 27, Satz 33)
 
Und im Bezug auf Jakob steht mit seinen eigenen Worten:
 
„… ich habe alles …!“ (1. Buch Moses, Kapitel 33, Satz 11)
 
Infolgedessen bitten wir Gott im Birkat Hamason, also dem großen Tischgebet, dass Er uns sowie alles, was uns gehört, und auch jene, die uns am Herzen liegen, doch bitte in allem, von allem und an allem segnen solle.
 
Gott will für uns alle natürlich nur das Beste und noch viel mehr als wir uns es selbst wünschen, so wie einst König David sagte:
 
„Gott ist gnädig und barmherzig; langmütig und groß an Liebe“(Psalme Davids, Psalm 145, Vers 8)
 
Doch damit Er uns tatsächlich jede Sekunde in unserem Leben mit einem vollkommenen Segen beschenkt, müssen wir uns folgende Worte genau ansehen:
 
„Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte Er von all Seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, damit es weiter wirke.“ (1. Buch Moses, Kapitel 2, Satz 3)
 
Gott wies uns in der Thora mit den Worten: „damit es weiter wirke“ eindeutig darauf hin, dass wir selbst auch etwas tun müssen, um so ein wahrhaftiges Weiterwirken zu bewerkstelligen!
 
Nun stellt sich allerdings die Frage, was Gott genau von uns möchte!
 
Dieser eben erwähnte Teilausschnitt aus der Thora bezieht sich auf den heiligen Schabbat. Demnach will Gott von uns, dass wir den heiligen Schabbat ehren und hüten, denn dadurch machen wir das, was Gott im Grunde genommen mit Seiner Erschaffung wollte: Damit es weiter wirke!
 
Damit die Welt also weiter existieren kann, bedarf es unseres Tuns! Indem wir uns an die Gesetze Gottes halten. Vor allem an die Gesetze des Schabbats! Denn dadurch erlangt man wahrhaftig einen vollkommenen Segen! So wie es heißt:
 
„Dem Schabbat entgegen – kommt lasst uns gehen, denn er ist die Quelle des Segens …“ (Schabbat-Lied Lecha Dodi, Vers 2)
 
Wenn ein Jude sich also wahrhaftig danach sehnt, dass Gott seine unbeschreibliche Liebe über ihn in Form eines vollkommenen Segens schüttet, dann muss man selbst danach trachten, den Schabbat zu ehren! Dasselbe gilt dann natürlich auch oder erst recht für alle anderen Ge- und Verbote der Thora!
 
Halten wir also fest:
 
Das Judentum hängt vom Tun ab! In dem Tun, was Gott selbst tut!
 
Wenn Gott am siebten Tag ruhte, dann müssen wir auch ruhen! Wenn Gott es uns befielt, Tefillin zu legen, dann müssen wir die Tefillin legen usw. 
 
Doch bei allem, was ein Mensch tut, muss er den Willen haben, Ihn dadurch kennen und schätzen lernen zu wollen!
 
Um also wirklich verstehen zu können, was Gott von jeden einzelnen von uns möchte, bedarf es zunächst das Lesen des Buches: „Im Garten des Glaubens“denn es lehrt uns unmissverständlich, dass die Basis von allem der Glaube an Gott ist!
 
Und einer der größten Glaubensbeweise eines Menschen ist das Einhalten und Hüten des heiligen Schabbats! Die Einhaltung des Schabbats verkörpert zweifellos Glaube pur!
 
Im Schulchan Aruch steht: Ein Mensch, der beispielsweise ein Glas Wasser trinkt, allerdings vorher nicht den dazugehörigen Segensspruch sagte, gilt als Dieb!
 
Solch ein Mensch bestiehlt also Gott! Weshalb? Das lernen wir u.a. aus den Psalmen Davids. Dort heißt es nämlich zum einen:
 
„Dem Ewigen gehört die Welt samt ihrer Fülle, die Welt und alle die darin wohnen.“ (Psalme Davids, Psalm 24, Vers 1)
 
Und zum anderen heißt es:
 
„Der Himmel ist der Himmel Gottes. Aber die Erde hat er den Menschen gegeben.“ (Psalme Davids, Psalm 115, Vers 16)
 
Dieser augenscheinliche Widerspruch erklärt, weshalb ein Jude, der ein Glas Wasser trinkt, ohne vorher darüber den dazugehörigen Segensspruch zu sprechen, als ein Dieb gilt!
 
Denn zunächst gehört alles ausnahmslos Gott, so wie es heißt:
 
„Dem Ewigen gehört die Welt samt ihrer Fülle, die Welt und alle die darin wohnen.“ (Psalme Davids, Psalm 24, Vers 1)
 
Daher muss ein Mensch also etwas tun, um Gott, dem ja alles gehört, nicht zu bestehlen!
Was muss er aber tun?
 
In dem Fall muss man beispielsweise den Segensspruch vor dem Wassertrinken sprechen! Und somit ist Gott zufrieden und deshalb heißt dann auch:
 
„Der Himmel ist der Himmel Gottes. Aber die Erde hat er den Menschen gegeben.“ (Psalme Davids, Psalm 115, Vers 16)
 
Infolgedessen gilt solch ein Mensch als gerecht und gut und nicht etwa als ein Dieb!
 
Man sieht also erneut, dass unsere Arbeit im Tun liegt! Im Tun, was Gott von uns möchte!
 
Doch dabei darf man nicht außer Acht lassen, dass man bereits als ein Dieb in den Augen Gottes gilt, wenn man nur ein Glas Wasser zu sich nimmt, ohne vorher den entsprechenden Segensspruch gesagt zu haben! Und dies gilt bei allen anderen Dingen im Leben erst recht so! Ein Mensch muss sich bei und um alles an Gott wenden!!!
 
Ein Mensch, der also etwas tut oder eine Mitzwa ausführt – aber dies ohne sich vorher an Gott zu wenden – also nur aus eigenem Verständnis heraus, gleicht einem ungläubigen Menschen! Denn er geht ja davon aus, er könne sein Leben alleine – d.h. ohne die Hilfe Gottes – in den Griff bekommen. Und eben darin liegt der große Fehler, den heutzutage sehr viele Menschen begehen. Ein Mensch, der wirklich an Gott glaubt, weiß mit absoluter Sicherheit, dass er ohne die Hilfe Gottes nicht einmal in der Lage wäre, seinen kleinen Finger zu bewegen, geschweige denn ein Glas Wasser zu trinken!

König David hatte daran keine Zweifel und wandte sich immer flehend an Gott:
 

  • „Lass mich meinen Weg in Deiner Wahrheit finden“ (Psalm 25, Vers 5) – In Deiner und nicht etwa in meiner!
  • „Lass mich Deine Wege erkennen“ (Psalm 25, Vers 4)
  • „Deine Pfade lehre mich“ (Psalm 25, Vers 4)
  • „Leite mich durch Deinen Rat“ (Psalm 73, Vers 24)    
  • Und vieles, vieles mehr.
  • In diesem Sinne bleibt unterm Strich also die Erkenntnis, wir müssen uns durch das ausführen einer Mitzwa an Gott annähern wollen, um Ihn also dadurch kennen- und schätzen zu lernen!

Vor allem steht dabei das Gebot des Schabbats, denn der Schabbat ist die Quelle des Segens!
 
Und eben um dieses wunderbare Geschenk, das Gott uns schenkte, den Schabbat, handelt ein Großteil unserer Parascha, die heißt:
 
„Ki Tissa, et Rosch benei Israel…“ (2. Buch Moses, Kapitel 30, Satz 12)
 
Auf Deutsch:
 
Wenn du die Zahl der Kinder Israels…“
 
Daraus geht erneut hervor, was wir über den gesamten Artikel sagten:
 
Das Judentum liegt im Tun! In dem Tun, was Gott will! Und um das wahrhaftig zu bewerkstelligen, muss man an Ihn glauben.
 

Schabbat Schalom!

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