Alles ist alles

Deshalb sollte niemand sagen: „Ich glaube zwar schon, dass alles zum Guten ist - außer dieses und jenes!“ Doch eben darin liegt das Problem ...

3 Min.

Rabbiner Shalom Arush

gepostet auf 18.03.21

„Alles“ bedeutet eben „alles“ – und nicht etwa „fast alles“ 
 
Ein Mensch muss sich stets angewöhnen zu sagen: Alles was Gott herbeiführt, führt er zu meinem Guten herbei!“ Das heißt schlichtweg: Alles und nicht etwa nur fast alles! Deshalb sollte niemand  sagen: „Ich glaube zwar schon, dass alles zum Guten ist – außer dieses und jenes!“ Doch eben darin liegt das Problem, da die meisten Menschen ständig in diese Gedankenfalle hineintappen, obwohl sie bereits erkannt hatten, alles ist letztendlich immer nur zum Guten. Allerdings meinen sie mit ihrem “alles“ nicht wirklich “alles“, sondern nur ein “alles“ bis zu einer bestimmten Grenze. Diese Grenze wird von ihren Lebensereignissen bestimmt, die sie innerlich noch nicht verarbeitet haben. Ein Ereignis zum Beispiel, durch das ihre Pläne durcheinander gebracht wurden; oder ein Ereignis, das kräftig ihr Portmonee strapazierte; oder ein Ereignis, das ihren Stolz verletzte; oder einfach nur ein Ereignis, das ihnen nur gewaltig gegen den Strich ging.
 
Bei all diesen Dingen konnten sie sich nicht mehr eingestehen, dass alles nur zum Guten ist. Folglich stolzieren sie deswegen humpelnd durch ihr Leben. Mit anderen Worten bildeten sie sich ein, alles sei zu ihrem Guten, außer …! Dieses „außer“ nimmt ihnen die notwendige Standhaftigkeit, die sich nur durch das Wissen, alles ist immer und ausnahmslos nur zum Guten erreichen lässt. 
 
Des Weiteren ist es für einen Menschen sehr wichtig sich bewusst zu machen, dass der Glaubensbegriff, alles ist nur zum Guten, sich keineswegs vom Glaubensbegriff, alles wird von Gottes Hand herbeigeführt, unterscheidet. Im Gegenteil: zu glauben alles ist zum Guten, ist nur eine weitere Erklärung für den Glauben darüber, dass alles von Gottes Hand herbeigeführt wird. Demnach handelt es sich bei allem was einem Menschen widerfährt um etwas Gutes, da schließlich Gott, der nur Gutes vollbringt, ja alles herbeiführt. Demzufolge bedeutet das für einen Menschen, der bei einer Gegebenheit davon ausgeht, es handele sich dabei nicht um etwas Gutes, er würde im Prinzip nicht voll auf Gott vertrauen. Daher darf niemals vergessen werden, dass die beiden Glaubenselemente nicht voneinander getrennt werden können: „Wenn du daran glaubst, alles wird von Gottes Hand herbeigeführt, dann musst ebenso daran glauben, dass es sich dabei ohne Ausnahmen mit Sicherheit um etwas Gutes handelt.“ 
 
Was ist der Glaube? 
 
Eine Person, die es gedanklich versteht, dass es sich bei einem Ereignis um etwas Gutes handelt, erbringt dadurch noch lange nicht den Beweis, sie würde auch wirklich glauben, alles sei zum Guten. Denn solange es einem Menschen gelingt, das Gute an einem Ereignis zu erkennen und dies auch zu verstehen, solange bedarf es keines Glaubens. Im Gegenteil, der Glaube kommt erst dann ins Spiel, sobald es einen Menschen nicht mehr gelingt zu begreifen, was gerade geschieht. Der menschliche Verstand versucht ständig einem Menschen einzureden, dass es sich bei einer Situation definitiv um etwas Schlechtes handelt. Wenn es einen Menschen allerdings in solch einer Situation gelingt, diese Gedanken zu vertreiben, indem er mit voller Überzeugung daran glaubt, dass es sich dabei trotz der offensichtlich negativen Fakten um etwas Gutes handelt, und er sich deshalb bei Gott dafür bedankt und sich daran erfreut, nur dann bedeutet dies, ein Mensch glaubt daran, alles ist zum Guten. 
 
Der Glaube eines Menschen, dass alles zum Guten ist, steht vor allem dann in einem harten Prüfstand, wenn ein Ereignis, das absolute Gegenteil seines Willens widerspiegelt. In einem Prüfstand, bei dem es darauf ankommt, den eigenen Willen zurückzustellen, um so Platz für den Willen Gottes zu schaffen. Allerdings kann ein Mensch nur mittels des Glaubens, dass alles zum Guten ist, ohne zu zögern seinen eigenen Willen, der dem Willen Gottes entgegensteht, zurückstellen. Denn ohne diesen Glauben wäre ein Mensch nicht in der Lage zu akzeptieren, etwas in seinem Leben zu akzeptieren, was seinen Erwartungen nicht entspricht. Doch durch seinen Glauben, alles ist zum Guten, wird sein gedanklicher Horizont erweitert. Ihm wird dadurch auf Anhieb verständlich, Gott hat für alles was ihm geschieht einen wichtigen Grund, den man aber vielleicht nicht sofort versteht. Darüber hinaus weiß er dadurch, dass nur Gott alleine seine exakte Lebenslaufbahn kennt, und daher hilft ihm der Glaube, alles ist zum immer nur zum Guten, seinen eigenen Willen zu begraben und den Willen Gottes in den Vordergrund zu stellen. Auf diese Weise gelingt es ihm, alles in seinem Leben mit Liebe zu akzeptieren.

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