Paradiesisches Lichtermeer

Das Judentum fordert von uns allen nur eines: Sei ein Licht und erleuchte die Welt …

2 Min.

Rabbiner David Kraus

gepostet auf 18.03.21

Wer liebt sie nicht, diese besonderen Momente mit ihren gemütlichen Stunden und dem so faszinierenden Kerzenschein. Aber ist es aus irgendwelchen Gründen im Judentum problematisch, Geburtstagskerzen oder andere Kerzen oder Lichter auszupusten?

 

Unser Schöpfer sagt zu uns allen: „Es werde Licht!“ Rabbiner Mordechai Elijahu זצוק''ל sagte mir mal dazu, dass wir Kerzen nicht ausblasen sollen, weil unser Mund eben dafür geschaffen wurde nur Gutes zu tun, um Licht zu verbreiten, deshalb ist es eine sehr gute und richtige Angewohnheit, das Licht mit seinem Mund nicht auszublasen.

 

Meine Schülerin, die gerade an einem sommerlichen Schabbatausgang in Jerusalem einen gesunden Sohn auf die Welt brachte, machte sich nun sehr große Sorgen um ihren neugeborenen Sohn. Sie hatte die Befürchtung, dass dieser Geburtszeitpunkt kein gutes Zeichen für ihren Sohn sei, weil wir Juden mit dem Schabbatausgang am Mozei Schabbat die Havdala zelebrieren. Bei der Havdala entzünden wir eine Kerze, die dann später natürlich auch ausgeht. „Das Licht geht aus, was für eine tragischer Zeitpunkt für meinen Sohn“, sagte die besorgte Mutter.

 

Ich konnte sie beruhigen, denn die Havdala ist ein großes Licht.

 

Die Tora fordert uns auf, den Schabbat zu heiligen und zu würdigen, was bedeutet, sowohl beim Eingang als auch beim Ausgang des Schabbats. Beim Schabbatausgang würdigen wir den Schabbat mit der Havdala. Dort entfachen wir ein großes Licht – zum einen, da Adam und Eva ja wegen ihrer Sünde aus dem Paradies am Schabbatausgang verbannt wurden. Adam fürchtete sich damals sehr in der neuen dunklen Welt, abseits vom Paradies. HaShem gab ihm dann als „Therapie“ ein warmes Licht, ein helles, vertraut scheinendes Feuer, durch das sich Adam und Eva wieder emotional das geliebte Paradies zurückholen konnten. Das Licht ist somit paradiesisch.

 

Wir entzünden das Licht der Havdala-Kerze aber auch symbolisch, um damit eine Message zu sagen: „Nun, trag Du in die Welt ein Licht! Sag allen: Fürchtet euch nicht! HaShem hat uns alle lieb – schau auf des Lichtes Schein.“

Und jetzt kommt es: wir blasen die Kerze dann auch nicht aus, sondern übertragen die Kraft des Lichtes auf etwas Neues! Indem wir die Flamme mit dem Wein tränken. Dieser ganz spezielle Wein, welcher das Feuer symbolisch also nicht ausmachte, sondern vielmehr das Licht der Kerze zu sich nahm, bekommt nun durch diesen Akt eine sehr besondere Wirkung, er ist also sehr segensreich, so schreibt u.a. der Ben Ish Chai. Deshalb tauchen wir unsere Fingerkuppen dann in diesen Wein ein und berühren dann gerade die „Problemzonen“, also die Stellen am Körper, die uns schmerzen. Wir greifen auch in unsere Taschen, all das mit der herzlichen Bitte an unseren Schöpfer, dass Er uns Heilung und Wohlstand bringt.

 

Fazit: Im Judentum gibt es den Gedanken von „Licht ausmachen“ nicht, das Judentum fordert von uns allen nur eines: Sei ein Licht und erleuchte die Welt …

 

Bete darüber, so wie Rabbi Nachman aus Breslev es uns lehrt: „Liebender Gott, hilf mir, alles, was gut ist; alles, was positiv ist in der Welt, zu entdecken und aufzudecken. Wenn sie auch gut getarnt sein mögen, hilf, dass ich die flüchtigen Funken des heiligen Lichtes finde. Hilf, dass ich all die Schönheit und Wahrheit erkenne, die in Deiner Schöpfung verborgen ruht.“ (Likutei Moharan, Band 1, Lektion 33)

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