Eliezer, Knecht Awrahams

Awraham beauftragt seinen Knecht mit einer unerwarteten Aufgabe. Nach der Akeda (Jizchaks Bindung) und dem Tod Saras ruft Awraham seinen Knecht zu sich und bittet ihn, eine Frau für seinen Sohn Jizchak zu finden. Da die kanaanitischen Frauen nicht im Haus Awraham gewollt sind, nachdem Noach die Kanaaniter verflucht hatte, bittet Awraham seinen Knecht, in sein Herkunftsland zu gehen und dort eine Frau für Jizchak zu finden.

Sein Knecht fragt ihn, was geschehen solle, falls die Frau nicht mitkommen würde. Er hat selbst eine Tochter und wünscht sich Jizchak als eigenen Schwiegersohn (Raschi 24,39). Awraham lässt ihn schwören, dass er keine kanaanitische Frau annehmen wird, und er soll sich verpflichten, dass er seinen Sohn nicht nach Charan zurückbringt.

Ein solches Vertrauen seinem Knecht zu schenken, war gar nicht selbstverständlich. Die Thora beschreibt ihn als einen Alten in seinem Haus. Einem älteren Mann kann man vertrauen, dass er die Frau nicht für sich nehmen wird, da er seinen Trieb beherrschen kann (Psikta und Chizkuni 24,2).

Wer war der Knecht Awrahams? Eliezer ist laut Targum Jonathan (24,2) der Knecht Awrahams. Er ist der Sohn von Nimrod, der Awraham ins Feuer geworfen hat (Jonatan 14,13).

Awraham nennt ihn „Damesek Eliezer“. Eliezer ist derjenige, der mit Awraham bis Damesek gegangen ist, um Awrahams Neffen Lot zu befreien (14,15). Seine Familie unterstützt dort Awraham gegen die Feinde (Chizkuni). Andere meinen, dass Eliezer und seine Familie nicht aus Damesek kommen, da er Kanaanit war und Damesek in Aram liegt (Maharscha Joma,28b).

Laut Rabbi Elazar (Joma 28b) ist Damesek eine Kürzung von zwei Wörtern דולה

.רבו מתורת ומשקה „Er schöpft und gießt ein, von der Thora, sein Rabbiner“. Er war mit seinem Rabbiner Awraham so verbunden, dass er von ihm alles gelernt hatte und sein Wissen an andere weitergab.

Als Eliezer nach Charan kam, nutzte er die Methode Awrahams und betete zu G“tt. Er bat um Gnade, da er wusste, dass das die Kraft Awrahams ist (Rabenu Bachjej 24,12).

Wie Riwka gefunden und zu Jizchak gebracht wurde, wird in der Thora sehr ausführlich beschrieben: Einmal, als es geschieht, und noch einmal in der Schilderung Eliezers der Familie Riwkas gegenüber. Die Länge der Erzählung wird hier hervorgehoben: Rabi Acha sagt, dass die Gespräche der Knechte der Vorväter vor G’tt höher geschätzt werden als die Thoradiskurse ihrer Kinder; denn der Abschnitt über Eliezer wird in der Thora wiederholt, während viele Halachot der Thora nur signalisiert und durch Anspielungen oder Texthinweise gegeben werden“ (Raschi 24,42).

Eliezer wurde zum Baruch, einer gesegneten Person, trotz seiner Herkunft aus dem verfluchten Kanaan. Das hat er dadurch geschafft, dass er Awraham gedient und bei ihm gelernt hat (Raba 60,7).

Der Autor ist Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD).